Worum geht es: Gegen 90 Prozent der weltweit gehandelten Waren, vom T-Shirt über den Laptop und das Getreide fürs Brot bis hin zum Benzin, werden auf Schiffen über die Weltmeere transportiert. Die Schiffe laufen in der Regel mit Diesel oder Schweröl und sind verantwortlich für rund drei Prozent der weltweiten Klimagasemissionen.
Sauberere Schiffe: Die IMO hat beschlossen, dass die Schiffe bis 2050 klimaneutral unterwegs sein müssen. 2023 hat sie ihre Ziele verschärft. So sollen schon bis 2030 40 Prozent der Schiffe klimaneutral und zum Beispiel mit sauberen Treibstoffen unterwegs sein. Eine Reihe von Massnahmen soll dies möglich machen. Derzeit wird diskutiert, welche dieser Massnahmen wann umgesetzt werden sollen.
Die Schweizer Premiere: Das Binnenland Schweiz ist mit 13 Hochseeschiffen unter eigener Flagge in der weltweiten Schifffahrt ein Leichtgewicht. Dennoch hat sie nun bei der IMO ein Papier eingereicht, mit Vorschlägen, welche Massnahmen sich besonders eigneten, um das schnelle Ziel einer sauberen Schifffahrt zu erreichen. Das ist eine Premiere. Das Papier wurde vom Schweizerischen Seeschifffahrtsamt des Bundes verfasst, in Zusammenarbeit mit Verbänden aus Wirtschaft, Umweltschutz und Zivilgesellschaft. Das Dokument entscheidend geprägt hat die Schweizer Rohstoffbranche.
Handelsmacht Schweiz: Auch wenn nur wenige Handelsschiffe unter Schweizer Flagge unterwegs sind, gilt die Schweiz als Handelsmacht und Drehscheibe des maritimen Handels. Gemäss Schätzungen werden zwischen 15 und 25 Prozent aller Handelsschiffe aus der Schweiz heraus gelenkt. Sie fahren im Auftrag von Reedereien wie MSC, der weltweiten Nummer 1, oder transportieren für Schweizer Rohstoffkonzerne, Öl, Kohle, Metalle, Gas, Getreide, Kaffee oder andere Güter.
Rohstoffbranche wird aktiv: Generell gilt der Rohstoffhandel als sehr verschwiegene Branche. Nun wird er aber aktiv. Denn die Handels- und Reedereikonzerne, vertreten durch ihren Verband Suissenégoce, wollen mitreden, wenn Massnahmen beschlossen werden für eine sauberere Schifffahrt. Um dieses Ziel zu erreichen, rechnen sie mit gigantischen Investitionen in der Höhe von rund zwei Billionen Dollar. Damit sollen nicht nur Schiffe, sondern auch ganze Hafenanlagen neu- oder umgebaut werden, damit neue, klimaneutrale Treibstoffe auch weltweit in genügend grossen Mengen getankt werden können.
Die CO₂-Abgabe: Die Rohstoffbranche stellt sich im Schweizer Papier auch klar hinter den Vorschlag der IMO, eine weltweite CO₂-Abgabe für Schiffe einzuführen. Der Grund dafür: Die Branche ist sehr pragmatisch und sie will ihre Kosten budgetieren können. In der EU gibt es bereits eine sogenannte «Carbon Tax» für Schiffe, die mit fossilen Treibstoffen fahren. Eine weltweite Regelung macht die Planung einfacher, rechtfertigt millionenschwere Investitionen in Schiffe mit klimaneutralen Antrieben und belohnt diese im Gegenzug auch. Gleichzeitig kann die weltweite Schifffahrt, die lange Zeit als wenig innovativ und dreckig galt, ein Vorbild werden für unzählige andere Branchen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität.
Wie weiter: Die Verhandlungen in London dauern bis am 4. Oktober. Erste Entscheide, welche Massnahmen nun von der IMO eingeführt werden, sollten dann 2025 fallen.