8 bis 28 Milliarden Dollar braucht es pro Jahr, um die internationale Schifffahrt emissionsfrei zu machen. Schiffe sollen also für alternative Treibstoffe umgebaut oder neue, klimaneutral betriebene Schiffe gebaut werden. Das hält die Unctad, die UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung mit Sitz in Genf, in ihrem neusten Bericht über den Seeverkehr fest.
Link zum Thema
Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr verbuchten die grössten Reedereien der Welt laut Branchenfachleuten insgesamt Gewinne in der Höhe von 250 Milliarden Dollar. Das ist so viel wie nie zuvor und ist die Folge von den Frachtpreisen, die während der Pandemie massiv gestiegen waren.
Weltweiter Handel geht zurück
Inzwischen aber ist der Handel rückläufig, bedingt unter anderem durch die konjunkturelle Schwäche. Für die Reedereien bedeutet das, dass sie derzeit mit Überkapazitäten zu kämpfen haben. Das ist für die Branche ein Problem, denn in der Regel gilt: Ein Schiff, das nicht zu 90 Prozent ausgelastet ist, ist ineffizient.
Und das wiederum heisst: Die Reedereien sehen es als grosses Risiko an, in dieser angespannten Lage grosse Investitionen zu tätigen. Sie dürften die Anzahl ihrer Schiffe eher reduzieren, statt diese um- und auszubauen. Das dürfte den Wandel hin zu klimaneutralen Schiffen weiter verlangsamen.
Auch Häfen müssen ausgerüstet werden
Grosse Investitionen für die Dekarbonisierung der Schifffahrt brauche es aber nicht nur bei den Schiffen selbst, schreibt die Unctad in ihrem Bericht weiter. Es brauche auch einen Umbau der Hafeninfrastrukturen, um die neuen Treibstoffe auch verfügbar zu machen.
Das koste 28 bis 90 Milliarden Dollar pro Jahr bis 2050. Als Folge davon rechnet die Genfer UNO-Agentur mit steigenden Treibstoffkosten für die Schifffahrt in der Grössenordnung von 70 bis 100 Prozent.
Diese höheren Kosten hätten insbesondere negative Auswirkungen auf kleine Inselstaaten oder generell ärmere Länder, die stark auf den Transport über die Weltmeere angewiesen sind. Es bestehe das Risiko, dass gerade diese Länder wegen der Dekarbonisierung vom Welthandel abgehängt werden, so die Unctad.
Rasche Massnahmen nötig
Entsprechend fordert die Unctad Regeln, die für alle Schiffe auf den Weltmeeren gelten sollen, unabhängig davon, unter welcher Flagge sie unterwegs sind oder wo ihre Besitzer registriert sind. «Es braucht ökonomische Anreize», erklärte Unctad Generalsekretärin Rebecca Grynspan.
Abgaben auf Emissionen könnten alternative Treibstoffe konkurrenzfähiger machen. Und ein Fonds soll die Mehrkosten der Dekarbonisierung für ärmere Länder abfedern. Diese Massnahmen müssten aber schnell ergriffen werden, um die angepeilten Emissionsreduktionen in der Schifffahrt zu erreichen.
Schliesslich sollen bis 2040 80 Prozent der Emissionen aus der Schifffahrt wegfallen, bis 2050 soll sie vollends klimaneutral unterwegs sein.