Der Güterverkehr soll verstärkt auf die Bahn, um Umwelt und Strasseninfrastruktur zu entlasten. Aber: Güterzüge fahren dem Personenverkehr oft hinterher und bleiben immer wieder stecken.
Es sei schwierig, Gütertransporte präzise zu planen, sagt Christoph Büchner. Er ist Teil der Geschäftsleitung von Kombiverkehr, einem deutschen Logistikunternehmen. Der kombinierte Verkehr, wo Güter auf Strasse und Schiene transportiert werden, habe ein Problem. «Wenn ich als Auftraggeber einen LKW beauftrage, weiss ich: Der Fahrer transportiert mein Gut von A nach B. Gibt es ein Problem, rufe ich den Fahrer an. Im kombinierten Verkehr muss ich zuerst herausfinden, wo mein Gut gerade ist. Das macht es sehr intransparent.»
Vernetzung von Strasse, Schiene und Schifffahrt
Auch würden Güterzüge auf stark befahrenen Strecken immer wieder durch den Personenverkehr ausgebremst. Deshalb brauche es beim Gütertransport einen Systemwechsel, ist Matthias Prandtstetter überzeugt. Er beschäftigt sich am Austrian Institut of Technology in Wien mit Verkehrssystemen.
Seine Vision: eine Vernetzung von Strasse, Schiene und Schifffahrt, um für jede Ladung die beste Transportvariante zu finden. Das sei vergleichbar mit einer E-Mail. «Es ist uns egal, wie die E-Mail zum Empfänger gelangt. Hauptsache, sie kommt an.»
Einzelne Teilabschnitte, statt ganze Lieferungen
Das müsse auch für Gütertransporte gelten. Für Logistikunternehmen wäre das ein neues Geschäftsmodell: Statt eine Lieferung komplett abzuwickeln, sind sie für einzelne Teilabschnitte in einem Gesamtsystem verantwortlich. «Mir ist es letztendlich egal, woher der Container kommt und wohin er geht. Mich interessiert nur der konkrete Teil, den ich vom einen Knotenpunkt zum anderen Knotenpunkt anbiete.»
Mit dieser Vision stösst Prandtstetter beim Logistiker Christoph Büchner auf offene Ohren. Zusammen mit dem Schweizer Logistikunternehmen Hupac hat dieser einen Schritt in diese Richtung gemacht und eine neue Datendrehscheibe für Gütertransporte entwickelt. Sie wird mit Daten zu Zügen oder Kapazitäten gefüttert, steht aber noch ganz am Anfang.
Ganzheitlicher Datenaustausch in der Branche
Wer einen Transport braucht, soll ihn künftig im System anmelden können, wer Kapazitäten hat, soll den Auftrag dann schnellstmöglich abwickeln. Dieser Austausch unter Konkurrenten, sei nicht selbstverständlich, sagt Büchner. «Es wurde zunehmend festgestellt, dass ein Datenaustausch allen Seiten einen Mehrwert bringt. Das war der Auslöser, dass wir gesagt haben, dass alle Daten in der Branche, in einen Topf werfen, und jeder, der sie braucht, kann sie dort abrufen.»
Güterverkehrsplattformen mit grossem Potenzial
In Zukunft sollen alle diese verschiedenen Datenplattformen auch europaweit miteinander vernetzt werden können. Frank Furrer, der Generalsekretär des Verbands der verladenden Wirtschaft VAP, sieht in solchen Güterverkehrsplattformen ein grosses Potenzial für seine Branche.«Ich bin zuversichtlich, dass wir hier neue Möglichkeiten haben, dass es Akteure gibt, die diese Chancen ergreifen. Und dass wir letztendlich bessere Leistungen auf dem Schienennetz sehen und das führt zu mehr Güterverkehr auf der Schiene.»
Ob allerdings alle Logistikunternehmen sich an solchen Plattformen beteiligen und entsprechend Geschäftsdaten transparent machen, ist offen.