Noch werden die allermeisten Pistenfahrzeuge mit Diesel betrieben. Im Skigebiet Flumserberg im Kanton St. Gallen ist seit knapp einem Monat das erste, in Serie produzierte, vollelektrische Pistenfahrzeug in Betrieb.
«Wir mussten unsere alte Maschine ersetzen. Im Zuge dessen haben wir uns nach einem Ersatz umgeschaut», sagt Rolf Blumer, Geschäftsführer von Flumserberg Tourismus, dazu, warum das Skigebiet den elektrischen Betrieb testet. «In der aktuellen Zeit ist es wichtig und richtig, eine emissionslose Präparation von Loipen zu prüfen.»
Das erste Zwischenfazit: «Wir sind noch nicht bei der Betriebsdauer, die wir gerne hätten», sagt Rolf Blumer. «Wir können momentan die ganze Loipe präparieren, danach müssen wir wieder aufladen. Positiv überrascht hat uns, dass die Ladedauer deutlich geringer ist als prognostiziert.»
Das E-Pistenfahrzeug in den Flumserbergen
Eine Vollladung dauert etwa sieben Stunden. Deshalb sei eine Schnellladestation (ein bis zwei Stunden) ein Thema. Diese koste allerdings rund 70'000 Franken und benötige zudem eine Baubewilligung. Man wolle es aber testen, so Blumer weiter.
Auch die Pistenfahrzeuge werden weiterhin getestet. «Wir erhoffen uns Erkenntnisse, wie sich die Maschine bei eisigen Bedingungen verhält oder bei frischem Schnee», sagt Rolf Blumer.
Anders im Cockpit und in der Produktion
Das ganze Skigebiet elektrisch zu präparieren, sei momentan noch nicht das Ziel. Die E-Raupe kommt auf Winterwanderwegen und Langlaufloipen zum Einsatz. Ist das E-Fahrzeug einmal in Betrieb, hält der beheizte Akku für etwa zweieinhalb bis drei Stunden. Zum Vergleich: Ein voller Dieseltank hält für etwa sechs bis sieben Stunden.
Die kürzeren Betriebszeiten fordern ein anderes Planen: Welche Piste wird zu welchem Zeitpunkt präpariert? Zudem ist das neue Fahrzeug eine Umstellung für die Fahrer: «Besonders der Geräuschpegel», sagt Yves Hungerbühler von der Hersteller-Firma Prinoth, «man hört nichts mehr». Auch das Drehmoment sei extrem. «Es ist ein anderes Fahren.»
Wir mussten unsere Leute schulen.
Auch bei Prinoth gab es mit dem elektrischen Fahrzeug neue Herausforderungen. «Ein elektrisches Fahrzeug ist etwas schwerer als die Dieselmaschinen.» Das liegt vor allem am Akku. Wegen der veränderlichen Unterlage sollten Pistenfahrzeuge jedoch möglichst leicht sein.
Die Firma mit Sitz im Südtirol und einem Schweizer Ableger im Wallis hat Millionen in die Entwicklung investiert. «Auch bei uns in der Produktion gab es ein komplettes Umdenken. Wir mussten unsere Leute anders schulen. Dazu kommen Sicherheitsvorschriften für Fahrzeuge, die mit hoher Voltzahl betrieben werden.»
Strom aus Wasserkraft
Der Preis für ein elektrisches Fahrzeug bewegt sich im Rahmen eines Dieselgeräts. Man könne es mit dem Kauf eines E-Autos vergleichen, sagt Rolf Blumer: Teurer beim Kauf, dafür fallen die Treibstoffkosten weg. Den Strom gibt es während der Testphase gratis von einem lokalen Betreiber, zu einem grossen Teil aus lokaler Wasserkraft.
Das ganze Skigebiet elektrisch zu präparieren, ist noch Zukunftsmusik. Vorerst bleibt das auffallend grüne Raupenfahrzeug – alle anderen sind rot – den Loipen und Winterwanderwegen vorbehalten. Mit positiven Rückmeldungen: Passantinnen und Langläufer halten an, fragen nach und interessieren sich für das Fahrzeug. Und auch das Resultat stimmt: Die Loipen seien von Wintersportlern bereits gelobt worden.