Für viele war es ein historischer Tag: der 1. Juli 2022. Damals konnten in der Schweiz homosexuelle Paare zum ersten Mal heiraten. Dementsprechend gross war der Ansturm auf die Standesämter.
Alleine in Zürich hatten sich im Vorfeld 250 gleichgeschlechtliche Paare einen Termin reserviert, um sich trauen zu lassen oder ihre eingetragene Partnerschaften in eine Ehe zu überführen.
15 Hochzeiten pro Woche
Die ersten Termine im Zürcher Stadthaus waren heiss begehrt: Am ersten Tag, also am 1. Juli 2022, gaben sich 26 homosexuelle Paare das Ja-Wort. Seither gab es viele weitere Hochzeiten homosexueller Paare.
90 Paare haben neu geheiratet – 300 Paare liessen ihre eingetragene Partnerschaft in eine Ehe umwandeln. Durchschnittlich entspricht das rund 15 Hochzeiten pro Woche.
Nichtsdestotrotz hatte die Stadt Zürich aber mit mehr Hochzeiten gerechnet. «Das sieht auf den ersten Blick nach viel aus, eigentlich ist das in meinen Augen aber nicht viel», sagt Roland Peterhans vom Zivilstandsamt der Stadt Zürich.
Immerhin hätten per Ende Juni in der Stadt Zürich rund 1400 Paare in einer eingetragenen Partnerschaft gelebt, ergänzt Roland Peterhans. Sie seien davon ausgegangen, dass mindestens die Hälfte davon – oder mehr – die eingetragene Partnerschaft umwandeln wolle. Unter dem Strich hat das bis jetzt aber nur knapp ein Fünftel getan.
Das Interesse hat abgenommen
Das Interesse hat also abgenommen. Die Kurve habe sich in den letzten Monaten deutlich abgeflacht, erzählt Roland Peterhans – und dafür gebe es wahrscheinlich verschiedene Gründe, mutmasst er.
Viele Paare hätten es wohl nicht so eilig mit der Hochzeit. Für andere stimme es mit der eingetragenen Partnerschaft. Und dann sei es vermutlich auch meteorologisch bedingt: Lieber während eines lauschigen Sommerabends die neue Ehe zelebrieren als mit zittrigen Händen eine Eistorte anschneiden. Dieser Umstand ist auch bei den anderen Hochzeiten zu beobachten.
Der Trend aus der Stadt Zürich zeigt sich auch in den Zahlen der Zivilstandsämter in Winterthur und Schaffhausen. In Winterthur gaben sich bisher nur 55 homosexuelle Paare offiziell das Ja-Wort, in Schaffhausen sind es lediglich deren 27.
Spezielle Daten sind beliebt
Für Mariangela Lofrano Verrilli, Abteilungsleiterin des Zivilstandsamts Schaffhausen, gibt es noch andere Erklärungen für den abnehmenden Ansturm: Spezielle, paar-spezifische Daten seien beliebt.
Ein Paar suche sich gerne ein Hochzeitsdatum aus, mit dem es erfreuliche Erinnerungen verbindet, beispielsweise das Datum, an dem bereits die Partnerschaft eingetragen wurde.
Einige solcher speziellen Daten kämen erst nächstes Jahr wieder, zum Beispiel die einprägsamen Daten wie den 2.3.23 oder den 23.3.23 – spezielle Daten, die beliebt sind, um die Hochzeitsglocken läuten zu lassen.