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Schweizer Pflichtlager von Ukraine-Krieg kaum tangiert
Aus Kassensturz vom 29.03.2022.
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Eiserne Reserve Schweizer Pflichtlager von Ukraine-Krieg kaum tangiert

Im Krisenfall sollen Pflichtlager die Schweizer Bevölkerung bei Engpässen schützen. Der Bund will die Lager aufstocken.

Für Not- und Krisenzeiten verpflichtet der Bund Importeure und Händler von lebensnotwendigen Gütern zum Halten eines Pflichtlagers. Das heisst, dass über den normalen Lagerbestand hinaus eine bestimmte Warenmenge jederzeit vorrätig sein muss.

Eiserne Reserve für Notzeiten

So etwa auch in der Stadtmühle Schenk in Ostermundigen bei Bern. In ihrem mächtigen Silogebäude hält sie zusätzlich eine eiserne Reserve an Weizen. Der Vorrat für Brotweizen muss insgesamt für vier Monate reichen, falls es beim Nachschub einen Totalausfall geben sollte.

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So funktioniert das Schweizer Pflichtlagersystem
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Pflichtlager gelten für wichtige Lebensmittel, Medikamente sowie Treib- und Heizstoffe und Dünger. Der Vorteil: Weil die Lager in den verarbeitenden Betrieben oder deren Lager angesiedelt sind, kann kein Produkt ablaufen, erklärt Peter Grossenbacher, Geschäftsführer der Stadtmühle Schenk: «Das Getreide rotiert laufend, geht also in den Mühleprozess und wir füllen es wieder auf mit neuer Ware, die wir wieder zukaufen.»

Pflichtlager-Freigaben bei Medikamenten und Dünger

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Auch die Hersteller und Importeure von Pharma-Produkten müssen ein Pflichtlager halten. Gelagert werden Antiinfektiva, Impfstoffe, starke Schmerzmittel (Opioide) und andere Produkte wie etwa Blutbeutel. 2021 wurde insgesamt 89 Mal auf Pflichtlager zurückgegriffen, wie das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung auf Anfrage schreibt. Dies betraf zum grössten Teil Opioide und Impfstoffe. Gründe waren unter anderem Engpässe in Logistik und Produktion.

Beim Dünger hat der Bundesrat vor wenigen Monaten das Stickstoff-Pflichtlager zum Teil freigegeben. Dies, weil verschiedene Produzenten im Ausland die Produktion wegen der hohen Gaspreise gedrosselt oder ganz eingestellt haben.

Regelmässige Kontrollen in den Lagern

Die Genossenschaft Réservesuisse organisiert und verwaltet alle Lebensmittel-Pflichtlager. Weil diese strategisch so wichtig sind, überprüft sie die Lager auch regelmässig auf Menge und Qualität.

Der Ukraine-Krieg habe aktuell keine Auswirkungen auf die Pflichtlager, sagt Réservesuisse-Geschäftsführer Hans Häfliger. Ausser beim Sonnenblumenöl. «Wir haben in den Pflichtlagern aber die Möglichkeit, das Sonnenblumenöl durch andere Speiseöle auszutauschen. Und das wird jetzt auch genutzt.» Denn Sonnenblumenöl ist für die Lebensmittelindustrie sehr wichtig.

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Hans Häfliger, Geschäftsleiter Réservesuisse: «Wir nehmen eine physische Kontrolle vor und schauen uns gleich auch die Bücher des Verarbeiters an.»
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Bund plant Ausbau bei Lebensmittel-Lagern

Doch Häfliger sieht bei den Pflichtlagern generell Handlungsbedarf. Diese seien in gewissen Bereichen zu knapp bemessen. Denn gemessen an den Kalorien importiert die Schweiz mehr als die Hälfte der Lebensmittel aus dem Ausland. Und in Notzeiten zählt jede Kalorie.

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Peter Lehmann, Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung: Unabhängig vom Ukraine-Krieg planen wir, die Pflichtlager im Lebensmittelbereich aufzustocken, weil wir stark vom Ausland abhängig sind.»
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Der Bund hat das auch erkannt und plant eine Aufstockung im Lebensmittelbereich. Peter Lehmann vom Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung bestätigt gegenüber «Kassensturz»: «Es gibt konkrete Pläne. Zu diesen Plänen wird noch in diesem Jahr eine Vernehmlassung stattfinden, wo die Politik und betroffenen Kreise Stellung nehmen können.»

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Hohe Treibstoff-Preise kein Grund, Pflichtlager anzuzapfen

Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin: Auch für diese Güter müssen Importeure Pflichtlager führen. Diese müssen im Krisenfall viereinhalb Monate reichen, falls kein Import mehr möglich wäre. Reicht das? Ja, sagt Andrea Studer, Direktorin von Carbura, der Organisation, welche für die Mineralöl-Pflichtlager zuständig ist: «So lange würden die Pflichtlager reichen, wenn gar kein Import mehr möglich ist. Wenn aber beispielsweise 25 Prozent des Imports wegfallen, reichen die Pflichtlager für 18 Monate.» Die aktuell sehr hohen Preise für Treib- und Heizstoffe seien aber kein Grund, ein Pflichtlager anzuzapfen – egal, wie hoch die Preise noch steigen werden.

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Andrea Studer, Direktorin Carbura: «Käme 0 Treibstoff in die Schweiz, reichten die Reserven für 4,5 Monate.»
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Studiogespräch mit Michael Graff, Professor ETH und Bereichsleiter der Konjunkturforschungsstelle KOF
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Kassensturz 29.03.22, 21:05 Uhr

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