Weniger heizen in den öffentlichen Gebäuden, Warmwasser abschalten und auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten. Das sind die Hauptmassnahmen vieler Gemeinden und Kantone, um Energie zu sparen. Doch gerade bei der Weihnachtsbeleuchtung scheiden sich die Geister. Während Kantone wie Solothurn, Bern oder Appenzell Innerhoden aufrufen, auf aufwändige Beleuchtungen in ihren Gassen zu verzichten, wollen einige Städte an den Lichtern festhalten. Die Stadt St. Gallen beispielsweise setzt ganz bewusst auf die Weihnachtsbeleuchtung.
Man wolle ein Zeichen setzen, «dass die pandemiegeplagte Bevölkerung trotz vielfältiger Einschränkungen eine besinnliche Weihnachtszeit erleben darf», so die Stadtregierung. «Wir haben das Energiesparpotenzial gegen das Bedürfnis der Bevölkerung abgewogen, die in den letzten Jahren keine einfache Weihnachtszeit hatte», sagt der zuständige Stadtrat Peter Jans. Es solle nicht noch einmal so viel Verzicht wie während der Coronazeit geben.
Die Beleuchtung sei energieeffizient und das Gewerbe schalte dafür die Beleuchtung der Geschäfte ausserhalb der Öffnungszeiten aus. In den Verwaltungsgebäuden und Schulen verzichtet die Stadt St. Gallen auf die Weihnachtsbeleuchtung und ruft auch die Bevölkerung auf, ihre Lichterketten auf dem Estrich zu lassen.
Nicht komplett den Stecker ziehen
Einige Städte scheinen sich schwer zu tun, ganz auf die Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten. Städte wie Bern, Zürich, Frauenfeld, Olten oder Thun gehen einen Kompromiss ein und wollen die Beleuchtung zwar einschalten, jedoch reduziert.
Am Beispiel der Stadt Zürich etwa heisst dies: Der Sternenhimmel über der Bahnhofstrasse wird eingeschaltet, leuchtet aber dreieinhalb Stunden weniger lange als in den letzten Jahren.
Weihnachtsbeleuchtung trotz möglicher Stromknappheit einschalten? Das ist auch bei der Bevölkerung umstritten. Eine angesprochene Passantin auf der Strasse etwa meint, die Beleuchtung gehöre zur Weichnacht: «Das ist eine spezielle Zeit und sollte die Leute aufmuntern.» Eine andere Passantin hingegen findet, dass man sich derzeit fragen müsse, was wichtiger sei: «Und ich denke, Weihnachtsbeleuchtung ist nicht das Wichtigste.»
Die Weihnachtsbeleuchtung in Betrieb zu nehmen, könne die aktuellen Sparbemühungen gefährden, meint die Verhaltensökonomin der Universität Bern, Bettina Höchli: «Man muss sich bewusst sein, dass dies bei der Bevölkerung wahrgenommen wird.»
Das sendet ein Signal.
Die Einsicht der Bevölkerung sei derzeit relativ gross, dass jeder und jede einzelne Strom sparen müsse. «Es wäre schade, wenn die Weihnachtsbeleuchtung diesen Rückhalt untergraben würde.» Das Zelebrieren der Weihnachtstradition sei wichtig, Höchli plädiert aber zumindest für eine Reduktion.
Kreative Alternativen
Die Stadt Luzern etwa hat sich etwas Besonderes überlegt. Der Verein Weihnachtsbeleuchtung Luzern lässt – als Alternative zu den Lampen – Kerzen erstrahlen. 500 geschlossene Kerzenlaternen werden auf den Plätzen der Altstadt und auf der See- und Reussbrücke aufgestellt. Zudem können Passantinnen und Passanten einen Weihnachtsbaum mit der Hilfe von Muskelkraft erleuchten – treten sie in die Velopedale, leuchtet der Baum, ganz ohne Strom zu verbrauchen.