Noch bis Ende dieser Woche können sich interessierte Kreise und Behörden zu den Vorschlägen des Bundes äussern. Tobias Schmidt, Professor für Energie- und Technologiepolitik an der ETH Zürich hat seine Stellungnahme bereits publiziert. Er begrüsst die Idee von Versteigerungen: «Sie nutzen die Vorteile des Marktes. Eine Vergütung wird nicht vom Staat festgelegt, sondern durch den Wettbewerb im Markt.»
Dass der Bund aber die Investitionsbeiträge, die Beiträge, die er an den Bau einer Anlage bezahlt, versteigern will, lehnt Schmidt ab: «Heutzutage sind Fotovoltaikanlagen nicht mehr so teuer. Die Baukosten sind nicht mehr das grosse Hindernis für Investitionen in Solaranlagen. Es ist viel wichtiger, das Investitionsrisiko zu senken.»
Zuschlag für das tiefste Angebot
Konkret sollte der Bund die Investoren fragen, zu welchem Preis sie mit der geplanten Anlage eine Kilowattstunde Strom zu produzieren bereit sind. Derjenige Investor, der den tiefsten Preis bietet, erhält den Zuschlag. Ihm garantiert der Bund diesen Preis zum Beispiel über 20 Jahre. Das heisst, dass er aufstockt, wenn der Marktpreis tiefer ist. So machen es bereits alle europäischen Nachbarländer.
Und das fordert auch die Schweizerische Energiestiftung. Sie setzt sich für den Ausbau der Erneuerbaren ein. Der Bund befürchtet, dass sich die öffentliche Hand möglicherweise über Jahre zu hohen Ausgaben verpflichtet, wenn der Strompreis auf dem Markt tief wäre. Und der Bund dann Geld einschiessen müsste.
Diese Ansicht teilt Léonore Hälg von der Energiestiftung nicht: «Natürlich würden dann diese Marktprämien über einen gewissen Zeitraum ausbezahlt. Aber nur, wenn der Strompreis tiefer ist als diese Marktprämie. Wenn er höher ist, je nachdem wie man das ausgestaltet, bezahlt man gar nicht dafür oder bekommt die Differenz zurückerstattet.»
Beschleunigen die Auktionen den Solarausbau?
Sowohl Léonore Hälg als auch Tobias Schmidt befürchten, dass die vorgesehenen Auktionen den Ausbau der Fotovoltaik in der Schweiz nicht beschleunigen. Im Gegenteil. Insbesondere die grossen Schweizer Energiekonzerne würden so weiterhin eher im Aus- als im Inland grosse Fotovoltaikanlagen bauen.
Die Branche selbst war sich in der Vergangenheit nicht einig, ob sie Unterstützung beim Bau oder eher einen garantierten Mindestabnahmepreis im Betrieb bevorzugt. Der Verband der Schweizer Stromversorgungsunternehmen VSE äussert sich denn auch nicht zur Art der Auktion.
Nadine Brauchli, Leiterin Energie, begrüsst die Vorlage: «Wir brauchen ein massiv höheres Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Förderung sollte allerdings stärker auf die Winterproduktion ausgerichtet sein, weil die Schweiz dann einen grossen Bedarf hat.»
Swisscleantech ist mit dem vorgeschlagenen Auktionsmodell einverstanden. Der Wirtschaftsverband vertritt Unternehmen, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Co-Präsident Fabian Etter findet aber, der Bund solle nur unter grossen Anlagen Auktionen veranstalten.
Aktuell müssten bereits mittelgrosse Anlagen auf Scheunen beispielsweise mit einer Leistung von 150 Kilowatt an den Versteigerungen teilnehmen: «Wir wollen den Grenzwert auf 500 Kilowatt erhöhen. Weil Aufwand und Ertrag darunter aus unserer Sicht nicht optimal sind. Und wir sind der Überzeugung, dass es einen stärkeren Fokus auf die Winterstromproduktion braucht.»