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Engpass bei der Polizei Wenn in Bern demonstriert wird, bleiben die Polizeiposten zu

Der Chef der Regionalpolizei Bern erklärt im Interview, weshalb keine Polizeibeamte aus anderen Kantonen aushelfen.

Jeden Donnerstag wollen Massnahmengegnerinnen und -gegner in Bern demonstrieren. Diesen Donnerstag zum dritten Mal in Folge und zum dritten Mal werden sie von einem grossen Polizeiaufgebot empfangen werden. Die Kantonspolizei bietet deshalb Personal aus dem ganzen Kanton auf – gleichzeitig fehlen diese Polizistinnen und Polizisten dann dort, wo sie sonst sind: Auf den Polizeiposten. Am Donnerstag und am Freitag bleiben also erneut fast alle Polizeiposten im Kanton Bern geschlossen.

Manuel Willi

Chef Regionalpolizei Bern

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Manuel Willi hat seine Studien 1996 an der HSW in Bern als Betriebsökonom abgeschlossen. Ein Nachdiplomstudium als Master of Corporate Finance an der Hochschule für Wirtschaft in Luzern und ein Diploma of Advanced Studies in Law der Universität Bern ergänzen seine Ausbildung.

Seit 1. Dezember 2000 ist Manuel Willi bei der Stadtpolizei Bern. 2006 wurde er zum Chef der Regionalpolizeien.

SRF News: Wie sehr leidet der Service public, wenn Ende Woche die Polizeiposten geschlossen bleiben?

Manuel Willi: Uns ist Service public sehr wichtig, deshalb haben wir grundsätzlich ein dichtes Postennetz. Wenn diese aber nun fast alle geschlossen bleiben, gibt es natürlich temporär Einbussen. Anzeigen kann man dann zum Beispiel vor Ort nicht aufgeben. Aber es gibt die Möglichkeit trotzdem, online via ePolice oder auf fünf Wachposten, die wir offen halten. Die Grundversorgung ist aber jederzeit gewährleistet.

Für Menschen, die technisch nicht versiert sind, bedeutet das aber eine deutliche Einschränkung.

Das ist so, aber diese Einschränkung ist von kurzer Dauer. Teilweise sind wir am Samstag bereits wieder erreichbar, sonst spätestens am Montag.

Es kommt selten vor, dass die Kantonspolizei ihre Wachen schliesst. Haben Sie zu wenig Personal?

Bei uns ist es normal, dass es ab und zu Belastungsspitzen gibt. Oft verhält es sich mit unserer Arbeit so, dass wir sie nicht einfach aufschieben können. Sie muss dann erledigt werden, wenn sie anfällt. Die Belastung ist deshalb im Moment generell hoch. Das hat verschiedene Gründe: Deliktmässig passiert aktuell gleich viel wie vor der Pandemie, zudem ist das Nervenkostüm der Bevölkerung dünner – auch das führt zu zusätzlichen Einsätzen.

Es gibt Drohungen, bei denen wir Schutzmassnahmen treffen müssen. Wir haben Schulungen, die wir zwingend durchführen müssen und dann sind auch noch Herbstferien. Unsere Mitarbeitenden haben oft Familie und wollen ihre Kinder sehen, wenn diese nicht in der Schule sind. Die Belastung ist im Moment wirklich sehr hoch.

Dass am Donnerstag demonstriert wird, das hat sich bereits vor einiger Zeit abgezeichnet. Weshalb lässt sich die Kantonspolizei Bern nicht von Polizeien aus anderen Kantonen helfen? Per Konkordat dürfte man das.

Die Belastung ist bei anderen Polizeikorps auch hoch. Solange wir das selbst abdecken können, versuchen wir das. Wenn es uns über den Kopf wächst, werden wir andere Korps um Hilfe bitten.

Massnahmengegnerinnen und -gegner haben angekündigt, nicht so schnell mit dem Demonstrieren aufhören zu wollen. Möglicherweise jeden Donnerstag bis zur Abstimmung im November. Müssen die Menschen im Kanton Bern damit rechnen, dass es zu noch mehr Service-Abbau bei der Polizei kommt?

Das hoffe ich nicht. Wir werden von Fall zu Fall neu entscheiden. Wir hoffen, dass wir den Service public aufrechterhalten können.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr ; 

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