- Nach drei Jahren Stillstand darf der Block 1 des Atomkraftwerks Beznau wieder ans Netz. Dies hat die Nuklearaufsichtsbehörde Ensi entschieden.
- Beznau I ist seit März 2015 vom Netz. Bei der Jahresrevision wurden damals am Reaktordruckbehälter rund 925 Materialfehler entdeckt.
- Beznau I ist eines der ältesten Atomkraftwerke der Welt.
Das Ensi habe einen Nachweis zur Sicherheit von der Betreiberin Axpo geprüft und akzeptiert. Kern des Nachweises bildete der Beleg, dass die gefundenen Aluminiumoxid-Einschlüsse keinen negativen Einfluss auf die Materialeigenschaften des Reaktordruckbehälters und damit auf die Sicherheit haben.
Es handelte sich um fehlerhafte Materialstellen von einer Grösse von fünf bis sechs Millimetern. Gemäss ersten Abklärungen der Axpo waren diese Materialfehler nicht während des Betriebs des Reaktors entstanden, sondern beim Schmieden des Druckbehälters 1965 in Frankreich.
Reaktionen fallen unterschiedlich aus
Die Axpo als Betreiberin von Beznau I begrüsst den Ensi-Entscheid. Der Nachweis bestätige frühere Bewertungen und Untersuchungen. Axpo-Chef Andrew Walo erklärt: «Wir haben eine Anlage, die auf dem neuesten Stand der Technik ist. Von dort her sind wir zuversichtlich, dass wir die Anlage für rund etwa 60 Betriebsjahre weiter betreiben können.»
Ensi-Direktor Hans Wanner betont die Eindeutigkeit der Ergebnisse. «Beznau ist sicherheitsmässig sehr fit», erklärt er – auch wenn die Ergebnisse nicht am Druckbehälter selber, sondern an einer Replika hätten vorgenommen werden müssen.
Der Atomexperte Florian Kasser hat genau deshalb Zweifel an den Testergebnissen. «Man konnte nicht reparieren. Man hatte nicht einmal Zugang zu den Fehlern im Druckbehälter und musste mit Annahmen und Vergleichen arbeiten. Und diese sind per se mit Unsicherheiten behaftet.» Für Kasser ist klar, dass nun die Diskussion über Laufzeiten wieder aufgenommen werden und die Politik das Heft in die Hand nehmen müsse.
Auch die SP kritisiert den Entscheid des Ensi. «Anstatt den Entscheid
des Bundesverwaltungsgerichts abzuwarten, prescht das ENSI vor und lässt das marode AKW wieder ans Netz. Dieser Entscheid stellt die Unabhängigkeit der Behörde in Frage und gefährdet die Gesundheit und Sicherheit der Menschen und der Umwelt», kritisiert SP-Vizepräsident Beat Jans in einer Mitteilung der Partei.