Die Coronapandemie brachte eine neue Welle an Korruption mit sich. Zu diesem Schluss kommen Forschende in einem neuen Buch, das die Korruption während der Coronakrise beleuchtet. Christian Hauser ist Mitautor. Der Schweizer Professor schildert, wie auch die Schweiz von Korruptionsfällen betroffen war und welche Rolle künstliche Intelligenz in der Prävention spielen könnte.
SRF News: Wie gross war das Problem der Korruption in der Schweiz während der Coronakrise?
Christian Hauser: In der Schweiz ist es im Zusammenhang mit der Coronapandemie zu korruptem Verhalten gekommen. Behörden haben zahlreiche Hinweise bekommen, dass Coronahilfen missbräuchlich erlangt wurden.
Korruption ist die Ausnutzung einer Entscheidungsbefugnis zum privaten Vorteil.
Zudem hat die Schweiz im Korruptionsbarometer der Organisation Transparency International einige Punkte verloren. Obwohl die Schweiz immer unter den Top Ten der korruptionsfreiesten Länder der Welt rangiert, konnte sie sich in der Krise nicht so gut weiterentwickeln wie andere Länder.
Mit welchen Fällen von Korruption hatte die Schweiz zu kämpfen?
In der Schweiz waren vor allem Deals im Ausland im Gespräch. So waren Schweizer Geschäftsleute etwa in Maskendeals in Deutschland verwickelt, die derzeit von der Staatsanwaltschaft untersucht werden. Es wird beispielsweise untersucht, ob hochrangige Politiker involviert waren, um Millionendeals zu erhalten.
Warum bot die Coronazeit besonders günstige Bedingungen für Korruption?
Korruption ist die Ausnutzung einer Entscheidungsbefugnis zum privaten Vorteil. In Krisenzeiten werden normale Abläufe ausser Kraft gesetzt. Aussergewöhnliche Entscheidungen müssen unter grossem Zeitdruck getroffen werden, wie zum Beispiel die Schliessung von Restaurants. Gleichzeitig scheint Geld erstmal keine Rolle zu spielen. Dazu kommt, dass diese Entscheidungen oft von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen getroffen werden. Diese haben durch diese besondere Entscheidungssituation die Möglichkeit, sich privat zu bereichern.
Welche Massnahmen könnten helfen, Korruption in Krisenzeiten zu verhindern?
Die Digitalisierung und der Einsatz künstlicher Intelligenz bieten Potenzial. Künstliche Intelligenz könnte bei der Korruptionsbekämpfung, etwa in der Prävention, helfen. Man könnte zum Beispiel mit KI Trainingsmassnahmen massschneidern, damit Menschen für den Krisenfall besser geschult sind und Korruption erst gar keine Chance hat.
Es ist wichtig, dass wir auf Krisensituationen vorbereitet sind.
Oder bei der Aufdeckung: Dort geht es darum, dass man mithilfe von KI in Echtzeit Verhaltensweisen, die von der Norm abweichen und auf korruptes Verhalten hindeuten, erkennen kann. Zudem müssen wir auch in Massnahmen investieren, die diesen Drang der Menschen, sich zu bereichern, reduzieren.
Welche Lehren können wir aus der Coronakrise in Sachen Korruption ziehen?
Die Pandemie hat gezeigt, wie sehr Krisen die Korruption begünstigen können. Unser Ziel des Buchs war, anhand dieser globalen Krise Erkenntnisse zu gewinnen und Handlungsempfehlungen für die Zukunft zu entwickeln. Es ist wichtig, dass wir auf Krisensituationen vorbereitet sind, damit wir Korruption Einhalt gebieten können oder sie gar nicht erst zustande kommen lassen.
Das Gespräch führte Tim Eggimann.