Es ist eine Situation, die sich kaum jemand wünscht: der Verlust der Arbeitsstelle und die anschliessende Suche nach einem neuen Job. Ein möglicher Weg, der Arbeitslosigkeit zu entkommen, ist der Gang in die Selbstständigkeit, der Aufbau eines eigenen Geschäfts.
Mit Darlehen und Coaching in die Selbstständigkeit
Seit genau 40 Jahren unterstützt in der Region Basel die Stiftung Arbeitsrappen Arbeitslose bei diesem Schritt, der auch mit gewissen Risiken verbunden ist. Die Stiftung gewährt ein zinsloses Darlehen bis maximal 20'000 Franken. Auch wichtig: Die Betroffenen erhalten ein Coaching. Sie werden auf dem Weg in die Selbstständigkeit von Fachpersonen begleitet.
Die Geschichte des Basler Arbeitsrappens geht weit zurück in die Zeit der Weltwirtschaftskrise vor dem Zweiten Weltkrieg. In den 1930er-Jahren erreichte die Arbeitslosigkeit auch in Basel einen Höchststand. Um dieser Krise zu begegnen, führte die Politik damals den sogenannten Arbeitsrappen ein – ein Basler Pionierprojekt.
Erwerbslose Bauarbeiter konnten durch Aufträge wieder ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.
Von jedem Franken Steuereinnahmen floss ein Rappen in einen Solidaritätsfonds. Mit diesem Fonds wurden in der ganzen Stadt Renovationen durchgeführt, wie Beatrice Bowald, Präsidentin der Stiftung Arbeitsrappen, erzählt.
Ziel war es, dass arbeitslose Bauarbeiter durch diese Aufträge wieder zu einem Job kamen. «Man hat geschaut, dass erwerbslose Bauarbeiter durch Aufträge ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können», erzählt Bowald.
Bis 1946 existierte der Arbeitsrappen, das angesammelte Geld reichte aber noch länger, nämlich bis in die 1980er-Jahre. Erst Mitte der 80er-Jahre wurde das Angebot abgeschafft, weil Arbeitslose ab dann auf die Arbeitslosenversicherung zählen konnten.
Steinmetz: von der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit
Als die Arbeitslosigkeit in Basel in den 80er-Jahren wieder anstieg, initiierten kirchliche und soziale Kreise, darunter Caritas und das Pfarramt für Industrie und Wirtschaft, eine freiwillige Solidaritätsabgabe. Dies war die Geburtsstunde der Stiftung Arbeitsrappen, die nun seit genau 40 Jahren besteht und Menschen wie Jérôme Lorenz unterstützt.
Der Steinmetz verlor vor eineinhalb Jahren seine Stelle und wagte dann den Einstieg in die Selbstständigkeit. «Es war nicht einfach. Ich habe eine junge Familie. Zusammen mit meiner Frau haben wir dann entschieden, diesen Schritt zu machen», erzählt Lorenz.
Ohne den Coach wäre der Schritt in die Selbstständigkeit viel schwieriger gewesen.
Neben dem zinslosen Darlehen sei er vor allem froh um das Coaching gewesen, das die Stiftung anbietet. «Ich habe viele Sachen nicht gewusst: Wo ich mich anmelden muss. Welche Versicherungen es braucht. Ohne den Coach wäre es viel schwieriger gewesen.»
Heute laufe es gut in seiner Einmannfirma, er habe viele Aufträge und er könne vor allem eines: Genau so arbeiten, wie er will. Und so lebt der Grundgedanke des Basler Arbeitsrappen weiter – 90 Jahre nach der Weltwirtschaftskrise.