Eigentlich wäre es ganz einfach: Würden in der Schweiz alle geeigneten Hausdächer und Fassaden mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet, könnte mehr als genug Strom produziert werden.
Anlagen auf Gebäuden sind immer davon abhängig, wann man ein Gebäude saniert.
Schaut man aber genauer hin, zeigt sich, dass es nicht reicht, beim Thema Solarstrom nur auf Gebäude zu setzen. «Anlagen auf Gebäuden sind immer davon abhängig, wann man ein Gebäude saniert», erklärt Felix Nipkow, Leiter Erneuerbare Energie bei der atomkritischen Schweizerischen Energie-Stiftung. Und das drosselt das Tempo.
Die Lärmschutzwand als Hoffnungsträger
In einer neuen Machbarkeitsstudie untersucht die Stiftung deshalb, wo sich hierzulande noch anderswo Photovoltaik-Anlagen bauen liessen – auch ausserhalb von Siedlungen.
Potenzial bieten zum Beispiel Lärmschutzwände entlang von Autobahnen- oder Eisenbahngleisen, Lawinenverbauungen in den Bergen oder Treibhausdächer in der Landwirtschaft.
In mehreren Nachbarländern werden solche Flächen bereits für die Produktion von Sonnenstrom genutzt. In der Schweiz könnte fast ein Drittel des zusätzlich nötigen Sonnenstrom dort produziert werden. Allerdings bestehen beträchtliche rechtliche Hindernisse. Denn grosse Photovoltaikanlagen sind immer Eingriffe in die Landschaft.
Es gibt Schutzziele, die wichtiger sind, weil sie hoch angesiedelt sind – bis hin in die Bundesverfassung.
Besonders gross ist die Herausforderung in einem Gebiet: dem alpinen Raum. «Dort sind wir in einem Bereich, wo wir ganz viele Ansprüche haben. Es gibt Schutzziele, die wichtiger sind, weil sie hoch angesiedelt sind – bis hin in die Bundesverfassung», erklärt Oliver Streiff. Der Jurist und Architekt doziert an der ZHAW im Bereich Raumplanungsrecht.
Unsicherheiten schrecken Investoren ab
Solche planerischen Unsicherheiten haben die Investoren bisher zusätzlich zum wirtschaftlichen Risiko abgeschreckt. Das Parlament könnte in einem neuen Anlauf zur Revision des Raumplanungsgesetzes bald mehr Klarheit schaffen.
Denn eines ist klar: Nur wenn die Standorte sorgfältig und koordiniert ausgewählt werden, wächst die Akzeptanz und damit die Chance, dass Lärmschutzwände und Lawinenverbauungen bald auch Sonnenkraftwerke sein können.