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Erneuerbare Energien Solarstrom vom Nachbarn statt aus dem Netz

Seit dem 1. Januar können private Besitzer von Solaranlagen ihren überschüssigen Strom in der Nachbarschaft verkaufen.

Heiko Salvisberg steht vor seinem Einfamilienhaus in Arch, Kanton Bern, und begutachtet die Photovoltaikanlage auf seinem Dach. 98 Quadratmeter gross ist die Anlage. Er selber verbraucht nur etwa ein Drittel des Stroms. Den Rest musste er bisher ins Netz einspeisen und bekam das, was ihm der lokale Energieversorger dafür bezahlen wollte.

Monteur auf einem Dach installiert Sonnenkollektoren.
Legende: Die virtuellen Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch sind für alle Beteiligten ein Gewinn. Nach Ansicht der Energieunternehmen für die Allgemeinheit jedoch nicht. Keystone / Urs Flüeler

Ab sofort hat Salvisberg mehr Optionen. Denn seit dem 1. Januar gibt es die Möglichkeit von sogenannten «virtuellen Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch», kurz vZEF. Das bedeutet, dass er seinen überschüssigen Strom in der Nachbarschaft verkaufen kann. Einzige Voraussetzung ist, dass beide Seiten über den gleichen Verteilerkasten mit dem öffentlichen Netz verbunden sind und über einen Smart Meter verfügen, einen intelligenten Stromzähler.

Erneuerbarer Strom für viele Nachbarn

Salvisbergs Nachbar Stefan Schurter war sofort Feuer und Flamme für die Idee, den Strom direkt bei seinem Nachbarn zu kaufen. «Ich finde super, wenn wir zusammenspannen können. Als er mit der Frage kam, ob wir den Strom teilen wollen, war ich sofort dabei», freut sich der Musikmanager. Salvisberg bezeichnet die Zusammenarbeit als Win-win-Situation: «Ich habe den Vorteil, dass ich einen besseren Tarif erhalte. Und mein Nachbar zahlt weniger, als wenn er den Strom beim Netzbetreiber einkaufen würde.»

Auch der Unternehmer Samuel B. Moser plant ein virtuelles vZEF. In seinem Fall ist die Dimension noch deutlich grösser. Moser betreibt in Frutigen im Kandertal eine Naturstein- und Schiefertafelfabrik. Den Strom dafür produziert er mit einem eigenen Kleinwasserkraftwerk. Vor wenigen Jahren hat er das Kraftwerk erneuert und produziert jetzt so viel Strom, dass er mit dem Überschuss zusätzlich zwanzig Haushalte im Quartier mit erneuerbarem Strom versorgen kann. «Mir eröffnet sich dadurch auch eine wirtschaftliche Perspektive», sagt Moser.

Nicht alle sind begeistert

Mit den höheren Einnahmen für den überschüssigen Strom könne er seine Investitionen in die neue Turbine amortisieren und in eine zusätzliche Photovoltaikanlage investieren. Abgesehen davon sei es sowieso sinnvoll, lokal produzierten Strom auch lokal zu verbrauchen. Langfristig helfe das auch der Allgemeinheit, weil durch solche lokalen Zusammenschlüsse in Zukunft das Netz weniger stark ausgebaut werden müsse, ist Moser überzeugt.

Kurzfristig aber könnte die neue Möglichkeit des Nachbarschaftsstroms zu höheren Kosten für die Allgemeinheit führen. Das jedenfalls erwartet Thomas Marti, Bereichsleiter Netze beim Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE). Die Energieversorger hätten durch die virtuellen ZEF grossen Aufwand. Die entstehenden Kosten würden den Strombezügern via Netzkosten weiterverrechnet. Wie viel teurer es für die Allgemeinheit werde, kann Marti noch nicht abschätzen.

Energieversorger im Pocket-Format

Die neue Option, den selbst produzierten Strom auch selbst weiterzuverkaufen, ist eine Folge des Stromversorgungsgesetzes, zu dem die Bevölkerung am 9. Juni 2024 klar Ja sagte. Und diese kleine Marktöffnung für Private ist erst der Anfang. Ab nächstem Jahr sind sogenannte LEGs möglich – lokale Elektrizitäts­gemein­schaften. Dann können private Stromproduzenten wie Heiko Salvisberg oder Samuel B. Moser ihren überschüssigen Strom nicht nur in der Nachbarschaft, sondern im ganzen Dorf verkaufen.

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10vor10, 24.01.2025, 21:50 Uhr

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