Noch diese Woche soll ein neues Schweizer KMU-und-Startup-Förderprogramm lanciert werden. Es heisst Swiss Accelerator und ersetzt das europäische Innovationsförderprogramm, den EIC-Accelerator. Die schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse hat es im Auftrag des Bundes entwickelt. «Es war auf eine Herausforderung, das ist so», sagt Christoph Falk, der das neue Förderinstrument bei Innosuisse ausgearbeitet hat.
88 Millionen Franken stehen der Innosuisse dafür zur Verfügung. Der Betrag ist vergleichbar mit dem Geld, das die Schweizer Start-ups und KMU im Jahr 2020 noch von der Europäischen Kommission erhalten haben, um die Entwicklung ihrer Produkte voranzutreiben.
Grosses Wachstumspotential muss da sein
Auch die Kriterien, die Schweizer Unternehmen mitbringen müssten, um gefördert zu werden, seien ähnlich, sagt Falk. «Es muss ein ambitioniertes Projekt sein und es muss mit einem Geschäft verknüpft sein, das ein grosses Wachstumspotential hat. Als Unternehmen muss man aufzeigen können, dass man die Kompetenz und Motivation hat, dieses Projekt durchzuführen und die Ambition, es zum Fliegen zu bringen.» Das Interesse, das ihnen aus der Branche entgegenkomme, sei sehr gross, sagt Falk.
Als Unternehmen muss man aufzeigen können, dass man die Kompetenz und Motivation hat, dieses Projekt durchzuführen und die Ambition, es zum Fliegen zu bringen.
Das ist nicht wirklich erstaunlich. Denn auch der finanzielle Rückschlag, den die Branche einstecken musste, ist gross. Seit bald einem Jahr – seit die Verhandlungen für das Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU scheiterten – bekommen Schweizer KMU und Start-ups kein Geld mehr aus dem europäischen Fördertopf.
Ein Jahr lang keine Förderung
Aus Sicht der Innovationsbranche wiegt dieser Unterbruch schwer. «Ein Jahr ist sehr lange», sagt Mike Baur, Gründer und CEO der Swiss Startup Group. Die Gruppe ist eine der grössten Schweizer Venture-Plattformen und investiert jährlich in etwa 40 Start-ups. Baur begrüsst deshalb, dass der Bund jetzt in die Bresche springt und die Schweizer Start-ups und KMU in der Zeit mit 88 Millionen Franken unterstützt. «Das ist ein Super-Betrag», sagt Baur.
Förderprogramme haben eine ganz andere Blutgruppe als ein Investor.
Und doch würde sich Baur wünschen, dass der Bund nicht nur mit einmaligen, fixen Geldbeträgen Innovationen fördert, sondern längerfristig in die Start-up-Branche investiert. Diverse andere Länder wie Dänemark oder Israel tun dies schon. «Förderprogramme haben eine ganz andere Blutgruppe als ein Investor», so Baur.
Der Staat als Investor der Innovationsbranche: Diese Idee fand in der Schweiz bislang keine politische Mehrheit. Allerdings prüft das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation derzeit die Vor- und Nachteile eines sogenannten Innovationsfonds, bei dem der Staat eine tragende Rolle spielen soll. Noch ist das Zukunftsmusik.
Der europäische Markt ist wichtig
Zukunftsmusik ist auch die Frage, wie es bei der Förderung für Start-ups und KMU hierzulande weitergeht. Denn das neue Schweizer Innovationsförderprogramm – der Swiss Accelerator – ist nur als Überbrückung geplant.
Die Schweiz ist in sich ein kleiner Markt und entsprechend sind die Internationalisierung und internationale Partner extrem wichtig.
Das Ziel müsse sein, möglichst schnell ins europäische Förderprogramm zurückzukommen, sagt Falk von Innosuisse. «Die Schweiz ist in sich ein kleiner Markt und entsprechend sind die Internationalisierung und internationale Partner extrem wichtig.»
Auch Baur betont: «Für Schweizer Start-ups sind der europäische Markt und europäische Qualitätssiegel sehr wichtig.» Diesbezüglich sind sich Bund und Branche einig. Eine Schweizer Förderung ersetzt nicht alle Vorteile, die Unternehmen haben, wenn sie Teil des europäischen Wettbewerbs sein können.