«Burger- und Barmeile» – das sei der Übername der Steinenvorstadt geworden, sagt Jürg Wartmann. «Dabei stimmt das so gar nicht.» Wartmann ist Präsident des neu gegründeten Vereins «Pro Steinen Basel». Dieser möchte das etwas ramponierte Image der Basler Ausgangsmeile aufbessern.
«Wir haben zwar Burgerläden und Bars in der Steinenvorstadt. Aber längst nicht nur das.» Der Verein wolle die etwa 300 Meter lange Strasse in der Grossbasler Innenstadt «aufhübschen», ihren Ruf verbessern.
Ihr gutes Image habe die Steinenvorstadt vor allem seit der Schliessung der Kinos verloren, ist Wartmann überzeugt. Doch schon früher sorgte die Strasse zwischen Barfüsserplatz und Heuwaage für Schlagzeilen.
In den 1980er-Jahren verbrachten vermehrt Jugendliche ihre Freizeit in der «Steine», wie die Strasse im Volksmund genannt wird. Jugendliche, denen das Angebot der Läden und Restaurants zu teuer waren.
Sie konsumierten nicht, sondern verweilten nur in der Ausgehmeile, lungerten herum und irgendwann begannen sie, Bandenstreitereien auszutragen. 1985 eskalierte die Situation. An einem Wochenende gab es eine Schlägerei, an welcher sich laut Schätzungen der Polizei 200 bis 300 Jugendliche beteiligten. «17 Jugendbanden terrorisieren Basel», titelte der «Blick» im Jahr 1987.
Die Situation beruhigte sich lange nicht. Das damalige Fernsehen DRS widmete in der Folge eine ganze TV-Sendung der Basler Jugend. 1989 sendete die Jugendsendung «Seismo Nachtschicht» direkt aus der Steinenvorstadt.
Michael Koechlin, ehemaliger Redaktor beim «Regionaljournal Basel Baselland» von Radio SRF erinnert sich noch gut an die Zeit. Er berichtete damals über die Zustände in der Steinenvorstadt. Dass Jugendbanden eine ganze Stadt terrorisierten, so wie der «Blick» schrieb, sei jedoch völlig übertrieben gewesen.
«Die Jugendlichen haben sich schön anständig untereinander geprügelt und haben die Bevölkerung eigentlich in Ruhe gelassen», sagt Koechlin. Das Thema Jugendgewalt sei auch in anderen Städten Thema gewesen, beispielsweise in Winterthur.
Neuer Glanz für die «Steine»
Zurück in die Gegenwart: Die «Steine» soll in Zukunft wieder eine «richtige Ausgehmeile» werden – weg vom Burger- und Barimage, so der Verein «Pro Steinen Basel». Ein Kinosaal ist wieder offen und wird genutzt für verschiedene Veranstaltungen, ein nächstes Kino kommt zurück. Und neben Bars gibt es auch viele Restaurants.
An dieser Entwicklung will der Verein anknüpfen. Doch wie genau diese Entwicklung passieren soll, ist noch sehr vage. Zum Beispiel sollen die grellen Strassenlampen ausgetauscht werden, sagt Wartmann. Die Fassaden der Häuser will der Verein möglichst verschönern. Im Sommer soll es mehr Schatten geben.
Schub durch den ESC?
Um den Ruf zu verbessern, will der Verein auch auf den Eurovision Song Contest setzen. Dieser findet im Mai 2025 in Basel statt. Der Kanton hatte sich unter anderem mit vielen Veranstaltungen ausserhalb des eigentlichen ESC für die Austragung beworben. In der Steinenvorstadt ist eine «Eurovision Street» geplant, mit Konzerten und Festbetrieb.
«Darauf freuen wir uns», sagt Wartmann. Was in der Steinenvorstadt für den ESC gemacht werde, müsse aber bleiben. «Wir wollen nicht, dass da ein paar farbige Lampen auf- und nach dem ESC wieder abgehängt werden.»