PFAS-Chemikalien reichern sich in der Umwelt und im menschlichen Körper an. Die Problematik der Stoffe ist inzwischen bekannt. Was tut die Schweiz? Involvierte Bundesämter sowie der Verband der Kantonschemikerinnen und -chemiker haben diese Woche über die aktuellen Massnahmen informiert. SRF-Inlandredaktorin Livia Middendorp ordnet das Vorgehen der Behörden ein.
Wie sind PFAS derzeit in der Schweiz reguliert?
Für bestimmte PFAS gilt bereits ein Verbot. Weitere PFAS, die etwa in Schaumlöschmittel von Feuerwehren verwendet werden, sollen ab 2027 verboten werden. In der EU ist zudem eine umfassende Beschränkung aller PFAS-Stoffe in Planung. Von Seiten Bund heisst es, die Schweiz werde eine allfällige Übernahme dieser Regelung prüfen. Dazu gelten seit August 2024 Grenzwerte für alle PFAS in gewissen Lebensmitteln, wie Eiern, Fisch und Fleisch. Die Grenzwerte sollen in einem nächsten Schritt auch auf Milchprodukte und pflanzliche Lebensmittel ausgeweitet werden.
Tut die Schweiz damit genug?
Die Schweiz orientiert sich in Sachen Grenzwerte bei Lebensmitteln und Verboten von einzelnen PFAS an der EU. Das heisst auch, dass die Regulierung hierzulande immer mit einer gewissen Verzögerung eintritt. Die Schweiz muss sich aber auch um jene PFAS kümmern, die bereits in unseren Böden sind, und verhindern, dass sie in die Nahrung und damit in den menschlichen Körper gelangen. Hier haben es die Schweizer Behörden selbst in der Hand, möglichst initiativ vorzugehen. Bei dem Prozess stehen wir jedoch ganz am Anfang.
Was machen die Behörden aktuell gegen die PFAS in der Umwelt?
Zuerst sollen die PFAS-Hotspots aufgespürt werden. Die Eidgenössische Finanzkontrolle hatte im vergangenen Frühling kritisiert, dass das Monitoring der problematischen Stoffe in der Schweiz unzureichend sei. Es fehle ein Überblick, wo welche Stoffe in welcher Konzentration vorkommen. Diese Woche betonte ein Vertreter des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), dass man den Austausch mit den Kantonen nun intensiviert habe und dabei sei, die Gesamtsituation in der Schweiz zu analysieren.
Hat die Schweiz aus dem Umgang mit problematischen Stoffen in der Vergangenheit gelernt?
Etwa beim Asbest und beim Radium sammelte die Schweiz Erfahrungen in Sachen Sanierung von belasteten Standorten. Laut der Finanzkontrolle hat der Bund zu wenig aus diesen Erfahrungen gelernt. Trotzdem stehen wir bei den PFAS zu einem gewissen Grad auch vor neuen Herausforderungen: Diesmal geht es nicht um einen einzelnen Stoff, sondern um eine ganze Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, von denen Hunderte im Umlauf sind. Nur von einigen ist die schädliche Wirkung bekannt, von weiteren wird sie vielleicht erst in Jahren festgestellt.
Was heisst das für die Regulierung von PFAS-Chemikalien?
Das macht es natürlich komplizierter und verlangsamt die Regulierung. Derzeit werden zumindest bei der Frage nach Verboten die einzelnen PFAS auch einzeln beurteilt. Mit den EU-Plänen, die ganze Stoffgruppe stark zu beschränken, soll das nun ändern. Das Vorgehen kann man durchaus als initiativ bezeichnen: Denn unter die Beschränkung würden so auch Stoffe fallen, bei denen eine allfällige schädliche Wirkung nicht oder zumindest noch nicht nachgewiesen ist. Rechtfertigen lässt sich das Vorgehen aufgrund der Langlebigkeit der Chemikalien.