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Katholische Kirche: 2023 fast doppelt so viele Kirchenaustritte
Aus Echo der Zeit vom 14.11.2024. Bild: KEYSTONE/Christian Beutler
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Exodus Einzigartige Austrittswelle aus Kirchen

Damit bestätigte sich die Prognose, wonach es aufgrund der Missbrauchsberichte zu massenhaften Austritten kommt.

Die Austrittszahlen seien regelrecht explodiert, und zwar, nachdem im September 2023 die Vorstudie zum sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche veröffentlicht worden war.

Einzigartige Austrittswelle

So deutsch und deutlich sagte es Urs Brosi, Generalsekretär des Dachverbandes aller römisch-katholischen Landeskirchen, anlässlich einer Medienkonferenz. Die Austrittswelle von 2023 ist in ihrem Ausmass einzigartig. Sie ist die Quittung dafür, dass die römisch-katholische Kirche bei sexualisierter Gewalt jahrzehntelang weggeschaut und vertuscht hat. Täter geschützt hat, statt Betroffene.

Kreuz.
Legende: Keystone/BARBARA GINDL

Die vielen Austritte überraschen denn auch nicht. Im Ausland haben Missbrauchsstudien Ähnliches ausgelöst. Doch die Austrittswelle trifft nicht nur die römisch-katholische Kirche, sondern auch die reformierte.

Knapp 40'000 Reformierte haben ihre Kirche 2023 verlassen, knapp ein Drittel mehr als im Vorjahr. Auch das zeigt die Kirchenstatistik, herausgegeben vom Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI).

Langjährige Erosion der Basis

Dass auch Reformierte die Kirche bei Skandalen in der katholischen Kirche verlassen, ist nicht neu. Doch jeder Austritt schmerzt. Denn die Landeskirchen verlieren seit Jahren Mitglieder, weil Menschen austreten, sterben und weil weniger nachkommen. Auch die Taufen und kirchlichen Trauungen gehen zurück.

67'497 Kirchenaustritte

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2023 sind in der Schweiz doppelt so viele Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten wie 2022 und jeweils in den Vorjahren. Damit bestätigte sich die Prognose, wonach es aufgrund der Berichte über Missbrauchsfälle zu massenhaften Austritten kommt, wie das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) mitteilte.

Das Institut aus St. Gallen bezifferte die Zahl der Austritte auf 67'497. 2022 waren es 34’561 Austritte gewesen. Über die gesamte Schweiz gesehen betrug die Austrittsquote der römisch-katholischen Kirche im vergangenen Jahr 2.6 Prozent.

Dabei blieben die Gläubigen ihrer Kirche in den Kantonen Genf, Wallis, Neuenburg und Waadt treu: Dort zählte das SPI praktisch keine Austritte. Das ist aber auf eine andere Organisationsstruktur der dortigen Kirchen zurückzuführen: Diese Kantone kennen keine formale Kirchenmitgliedschaft und keine Kirchensteuer. So kann auch niemand aus der Kirche austreten.

Rita Famos, Präsidentin der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, spricht denn auch von einer langjährigen Erosion der Basis. Die reformierte Kirche ist damit schon länger konfrontiert.

Nun muss sich aber auch die römisch-katholische Kirche eingestehen, dass ihre Zahlen sinken. Sie hatte den Schwund lange mit der Zuwanderung auffangen können.

Katholische Kirche muss sich Herausforderung stellen

Die Verantwortlichen bemühten sich an der Medienkonferenz zu betonen, dass die Kirchen gesamtgesellschaftlich immer noch wichtige Aufgaben übernehmen. Mit ehrenamtlicher Arbeit in der Seelsorge, in der Flüchtlingshilfe, für Menschen am Rande der Gesellschaft. Doch die Bedeutung der Kirchen nimmt ab, und sie müssen sich fragen, welche Leistungen können und wollen sie aufrechterhalten, wenn das Geld gemeinsam mit den Mitgliedern schwindet.

Die reformierte Kirche ist hier bereits seit längerem auf dem Weg, fusioniert Kirchgemeinden, professionalisiert das Immobilienmanagement und versucht, Kräfte zu sparen, und trotzdem ihre Angebote aufrechtzuerhalten. Eine Herausforderung, der sich nun auch die römisch-katholische Kirche vermehrt stellen muss. Zusätzlich zur Mammutaufgabe, die sexualisierte Gewalt aufzuarbeiten und die Kirchenstrukturen so anzupassen, dass die Kirche in Afrika und Lateinamerika relevant bleibt und ihr in Europa nicht noch mehr Gläubige davonlaufen.

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Echo der Zeit, 14.11.2024, 18 Uhr; flal

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