Welche Vorwürfe stehen im Raum? Ehemalige und noch angestellte Mitarbeitende berichten von besorgniserregenden Zuständen am Spital Einsiedeln. Bei der Klinik der Ameos-Gruppe im Kanton Schwyz gebe es einen Exodus von Kaderleuten. Die Stimmung sei im Keller. Auch von Mobbing ist die Rede. Der «Blick» hat diese Woche ausführlich darüber berichtet.
Was sagt das Spital dazu? Direktor Daniel Schroer zeigt sich ob der Anschuldigungen verärgert. Diese seien irreführend und in vielen Bereichen falsch. «Diese Vorwürfe wurden von wenigen Ex-Mitarbeitenden anonym erbracht.» Die Mehrheit der Angestellten, Belegärztinnen und -ärzten sowie der Zuweisenden würden «tagtäglich eine sehr gute Arbeit» machen. «Für sie sind diese Vorwürfe ein Affront. Dies führt zu Unmut in der Belegschaft.» Zu den Abgängen hält er fest, die Fluktuation bewege sich in einem normalen Rahmen.
Wie reagiert die Politik? Beim SP-Kantonsrat und Hausarzt Antoine Chaix löst der Fall Einsiedeln eine Grundsatzfrage aus: Wie viele Spitäler braucht ein Kanton? «Mit drei Spitälern, die alles anbieten, haben wir ein Problem. Das Einzugsgebiet ist zu klein», sagt Chaix. Er will das Thema nun mit einem Vorstoss aufs politische Tapet bringen.
Nicht am Spitalstandort Einsiedeln rütteln will dagegen SVP-Kantonsrat Fredi Kälin. Die Einrichtung der Ameos-Gruppe gehöre zu den grössten Arbeitgebern in der Region. «Das Spital wird vor allem in der Einsiedler Bevölkerung als sehr positiv wahrgenommen. Als Arbeitgeber macht es aus meiner Sicht sehr gute Arbeit.»
Was ist die Haltung des Kantons? Das Spital Einsiedeln hat eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Schwyz. «Wir nehmen unsere Aufsichtspflicht wahr», sagt der zuständige Regierungsrat Damian Meier. Man stehe in Kontakt mit dem Spital und mache «klare Vorgaben». Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten sei gewährleistet.
Wo muss das Spital nachbessern? Seit September ist die Geburtenabteilung wegen Fachkräftemangels zu. Schwyz fordert, dass ab Anfang 2024 in Einsiedeln wieder Geburten stattfinden können. Vor einem Jahr hat der Kanton zudem eine Inspektion durchgeführt. Schon damals hat das Spital für Schlagzeilen gesorgt: Per Ende August 2022 hatten alle sieben Assistenzärztinnen und -ärzte das Spital verlassen. Von Verstössen gegen das Arbeitsgesetz war die Rede. Ob allfällige Missstände behoben worden sind, hat der Kanton nun in einer zweiten Inspektion überprüft. Das Spital sei auf einem guten Weg, heisst es auf Anfrage. Details zum Bericht gibt Schwyz nicht bekannt.
Wie sieht die Schwyzer Spitalstruktur aus? Die Spitäler Einsiedeln, Lachen und Schwyz stellen die stationäre Grundversorgung sicher. Sie sind allesamt privatisiert. Einsiedeln ist seit 2020 Teil der Ameos-Gruppe. Diese betreibt Spitäler und Praxen in der Schweiz, in Deutschland und Österreich. Erst kürzlich hat die Ameos-Gruppe drei Schweizer Praxen für ambulante Psychiatrie und Psychotherapie geschlossen – mangels qualifizierten Personals.