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Fangewalt im Fussball Fankurven-Sperrung im Joggeli-Stadion ärgert Basler Politiker

  • Die gesperrte Fankurve beim Ostermontag-Match im Basler St. Jakob-Stadion wird ein Fall für die Politik.
  • Ein Vorstoss mit Unterschriften von links bis rechts wehrt sich gegen diese Art von Massnahmen.
  • Grund für die Sperrung war ein Vorfall am 12. April: Damals haben etwa 50 FCB-Fans in Zürich auf FCZ-Fans eingeprügelt.

Sie habe auf Videos von dieser Prügelei eine Gewaltdimension gesehen, die nicht tolerierbar sei, sagt die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (LDP) zur Sperrung der FCB-Fankurve. Dieser «massive Angriff» müsse Konsequenzen haben.

Der Angriff ging einseitig von den Basler Fans aus.
Autor: Stephanie Eymann Vorsteherin Justiz- und Sicherheitsdepartement BS

«Der Angriff ging klarerweise einseitig von den Basler Fans aus», sagte sie – darum ist auch nur der FCB im Visier. Die Basler Fans seien vermummt auf überraschte Zürcher Fans losgegangen. Das sei nicht bloss eine Auseinandersetzung unter rivalisierenden Fans gewesen.

Hooligan-Konkordat: beide Basel aussen vor

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Die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann taxiert die Prügelei der FCB-Fans in Zürich vom 12. April als Gewalttat der Stufe 3 von 4 nach dem sogenannten Kaskadenmodell der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD). Die Schweizer Fussballclubs lehnen das Modell allerdings ab; zwischen der Liga und der KKJPD herrscht darum seit einem Jahr Funkstille.

Das Kaskadenmodell fusst auf dem 2012 verschärften interkantonalen Hooligan-Konkordat. Doch der baselstädtische Grosse Rat hat 2013 klar abgelehnt, diesem beizutreten: Mit 69 gegen 13 Stimmen trat er nicht darauf ein. Auch Baselland ist nicht dabei. Beide Basel setzen stattdessen auf Dialog mit Fanorganisationen.

Die jüngste Strafe gegen den FCB umfasst neben der einmaligen Sperrung der Fankurve auch fünf Spiele auf Bewährung. Passiert nochmals etwas, droht deshalb ein Geisterspiel im Joggeli – dies in der entscheidenden Phase der Meisterschaft und mit dem FCB an der Tabellenspitze.

Das baselstädtische Polizeigesetz erlaube solche Massnahmen, erklärte Eymann. Spitzenfussballspiele sind bewilligungspflichtig, und der Kanton kann Auflagen machen.

leere Fankurve im Joggeli-Stadion
Legende: Die Stehplätze der FCB-Fans blieben am Ostermontag gegen Yverdon gesperrt. So durften rund 3000 Fans trotz Jahreskarten nicht in die Muttenzerkurve, weil rund 50 Basler Schläger in Zürich auf FCZ-Fans eingeprügelt hatten. SRF

Sehr umstritten ist jedoch die kollektive Wirkung von Massnahmen: Weil einige wenige delinquieren, werden Unbescholtene mitbestraft. Genau deswegen traten die beiden Basel dem Hooligan-Konkordat nicht bei, und genau das ärgert auch jetzt viele.

Das ist unverhältnismässig und willkürlich.
Autor: Pascal Messerli Basler SVP-Präsident und Grossrat

Der Basler SVP-Präsident und Grossrat Pascal Messerli sagt: «Das ist unverhältnismässig, willkürlich, bringt niemandem etwas und bestraft die Falschen.» Auch der Baselbieter FDP-Landrat Balz Stückelberger schreibt auf X von «Sippenhaft», die «eines Rechtsstaats schlicht unwürdig» sei. Neben der Ratsrechten – ausser Eymanns LDP – wird diese Haltung auch von der Mitte bis zur Linken geteilt.

Mit dieser Kollektivstrafen-Haftungslogik müsste man jeden Nachtclub haftbar machen für Handgreiflichkeiten seiner Gäste auf dem Heimweg, klagt Jurist Messerli. Korrekt wäre, immer die individuelle Täterschaft nach Strafgesetz und Strafprozessordnung zu verfolgen.

Messerli will daher rasch die Basler Behörden an die kurze demokratische Leine nehmen: Seine Motion fordert, dass die Regierung auf die Sperrung von Sektoren oder des ganzen Stadions verzichten solle. Er wolle vermeiden, dass beim letzten Saison-Match 30'000 Leute vor dem behördlich gesperrten Stadion stehen.

Sperren-Streit auch in Bern und Zürich

Die Motion soll darum im Mai dringlich beraten werden. Angesichts des breiten Supports hat sie gute Chancen, überwiesen zu werden. In Bern wurde ein ähnlicher Vorstoss angenommen.

Das wäre nicht im Sinne des Basler Justiz- und Sicherheitsdepartements: Die Motion «würde dem Departement ziemlich viel Handlungsspielraum wegnehmen», sagt Sprecher Toprak Yerguz.

leere Joggeli-Fankurve aus Protest
Legende: Sektor-Sperren in Stadien sind ein Dauerthema und auch in Basler FCB-Fankreisen äusserst unbeliebt. Im Februar 2024 liessen Fans landesweit aus Protest ihre Fankurven leer und verfolgten die Spiele von anderen Sektoren aus. Keystone / Georgios Kefalas

Der FCB verurteilt die Prügel-Attacke klar, kritisiert aber auch die Kollektivstrafe, nicht nur wegen der Einnahmen-Einbusse. Der Club will die Frage gerichtlich klären lassen, was aber dauern dürfte.

Für Tim Willmann, der an der Uni Bern zu Fangewalt forscht, ist die Basler Rechtslage nicht klar. Auflagen für Bewilligungen nach Polizeigesetz müssten präventiven Charakter haben, nicht bestrafen. In Zürich und in Bern sind Gerichtsfälle zu Sektorsperren hängig.

Der Ostermatch FCB–Yverdon war übrigens dennoch sehr gut besucht: Viele Muttenzerkurve-Fans haben in einem anderen Sektor das 5:0 ihrer Stars bejubelt. Der FCB stoppte den Ticketverkauf nämlich nicht sofort, laut eigenen Aussagen hat er die Verfügung zur Sektorsperrung erst später erhalten.

Regionaljournal Basel Baselland, 21.4.2025, 17:30 Uhr ; 

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