Darum geht es: Der Kanton Bern unterstützt die Forschungsarbeit am Berner Universitätsspital Insel mit gut 100 Millionen Franken. Dieses Geld fliesst via Universität Bern zum Spital und ermöglicht dort Forschung. Mehrere Personen aus dem Umfeld des Spitals haben vor ein paar Wochen massive Vorwürfe an die Inselführung erhoben.
Der Vorwurf: Mit den Forschungsgeldern stopfe das Inselspital seine finanziellen Löcher. 2023 verzeichnete das Unternehmen ein Minus von 113 Millionen Franken. Die Insel-Gruppe verwende das Geld aus den Kantonsbeiträgen nicht nur, um Gehälter von Forschenden zu zahlen. Vielmehr würden die öffentlichen Gelder auch in die Infrastruktur fliessen. Diese Kosten seien massiv gestiegen. Mittlerweile musste die oberste Insel-Führung das Spital verlassen.
Das ist die neue Entwicklung: Nun spricht erstmals der Verantwortliche für die medizinische Forschung, Claudio Bassetti. Er war bis vor Kurzem Klinikdirektor bei der Insel-Gruppe. Nun konzentriert er sich auf seine Aufgabe als Dekan bei der Universität. In dieser Funktion leitet er die medizinische Fakultät und vertritt diese gegen aussen. Bassetti sagt: «Wenn ein Spital Führungsleute verliert und Defizite schreibt, kann dies auch für die Akademie Konsequenzen haben.» Bassetti spricht von einer Krise. Dass Forschungsgelder fürs Stopfen finanzieller Löcher gebraucht werden, will er jedoch nicht bestätigen. Aber: «Die Transparenz muss besser werden. Wir müssen genauer wissen, wo und wie das Geld verwendet wird – damit wir für die Zukunft gerüstet sind.»
Das fordert der Dekan: Für Claudio Bassetti ist klar, dass der Standort Bern mehr Geld vom Kanton erhalten muss. «Nur so können wir die aktuell führende akademische Position behalten.» Bassetti verweist auf das internationale Shanghai Ranking, bei dem Bern 2023 als Nummer 1 in der Schweiz abgeschnitten hat. Wie viel Geld der Kanton zusätzlich geben soll, will er nicht sagen. Aber: «Wenn man ein Unispital weiterhin betreiben will, braucht es mehr Unterstützung.» Und: In seinen Augen muss die Kontrolle über die Gelder genauer werden.
Das sagt der Kanton: Die Kantonsregierung reagiert zurückhaltend. Die zuständige Regierungsrätin Christine Häsler will sich den Fragen von SRF nicht stellen. Die Medienstelle schreibt: «Die Problematik der Kostensteigerungen bei gleichbleibender Abgeltung der Universität an das Universitätsspital für seine Leistungen in Lehre und Forschung ist dem Regierungsrat bekannt.» Dies sei bei der Ausarbeitung des künftigen Leistungsauftrags Thema.
Das will der Bildungspolitiker: Deutlicher ist der Präsident der Bildungskommission des Kantonsparlaments. Für Andreas Schüpbach (SVP) ist die fehlende Transparenz ein Problem. «Die Vergabe von Forschungsgeldern basiert auf Vertrauen.» Dieses gebe es nur durch genügende Transparenz. «Und die Transparenz ist derzeit ungenügend.» Er schliesst nicht aus, dass der Kanton der Inselgruppe via Universität mehr Forschungsgelder zukommen lässt. «Aber: Der Medizinstandort Bern muss sich stärker mit anderen austauschen. Es kann nicht sein, dass wir hier das Gleiche erforschen wie in Genf oder Zürich.» Die Bildungskommission werde genauer hinschauen. Möglich auch, dass die Geschäftsprüfungskommission eine Untersuchung startet. Dies wird derzeit geprüft, wie SRF-Recherchen zeigen.