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Spital Einsiedeln schliesst seine Geburtenabteilung definitiv
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 13.06.2024. Bild: keystone/Urs Flüeler
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Fehlendes Personal Spital Einsiedeln schliesst Geburtenabteilung

  • Das Spital Einsiedeln schliesst die Geburtenabteilung definitiv.
  • Wegen mangelndem Personal war diese schon seit längerem nicht mehr in Betrieb.
  • Das Spital teilte nun mit, trotz langer Suche sei es nicht gelungen, ein ausreichend grosses Team zu bilden.

Die Frauenklinik bleibt als Gynäkologie-Abteilung bestehen, auch ohne die Geburtshilfe. Zudem will das Spital den Fokus künftig verstärkt auf die geriatrische Versorgung richten.

Trotz langwieriger und intensiver Personalsuche sei es nicht gelungen, ein ausreichend grosses Team zu bilden, um eine qualitativ hochwertige Versorgung von werdenden Müttern und deren Kindern wie bisher sicherzustellen und die Anforderungen des Leistungsauftrags zu erfüllen, teilte die Spitalgruppe Ameos mit, von der das Spital Einsiedeln seit 2020 betrieben wird.

Patient auf einem OP-Tisch in einem Operationssaal.
Legende: Operiert wird noch. Angebote für Geburtshilfe finden sich allerdings im Spital Einsiedeln keine mehr. Keystone/URS FLUEELER

Die Geburtenabteilung im Spital Einsiedeln war bereits seit längerem geschlossen, weil das Personal fehlte. Mit dem Verlust des Leistungsauftrages zum Monatsende stehe leider fest, dass die Geburtsabteilung nicht wiedereröffnet werde, schrieb das Spital.

Ausweichen auf Schwyz und Lachen

Spitaldirektor Daniel Schroer bedauert die Entwicklung «sehr», wie er in der Mitteilung zitiert wird. Für werdende Eltern biete das Spital Einsiedeln aber bereits seit Ende letzten Jahres Unterstützung bei der Überweisung und Koordination mit anderen nahegelegenen Spitälern an. Im Kanton Schwyz gibt es auch in den anderen beiden Spitälern in Lachen und in Schwyz je eine Geburtenabteilung.

Rückgang der Geburtenzahlen

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Während in der Region die Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren laut Medienmitteilung «signifikant» zurückgingen, stieg die Nachfrage nach spezialisierten geriatrischen Versorgungsangeboten stark an. «Der demografische Wandel führt dazu, dass immer mehr Menschen im höheren Lebensalter wohnortnahe medizinische Versorgung benötigen», heisst es.

Das Spital will deshalb künftig die Ressourcen und das medizinische Fachwissen verstärkt auf die geriatrische Versorgung ausrichten. So kommt es auch zu einer personellen Veränderung: Ab dem 1. Juli wird laut Mitteilung Cornelia Jungck, derzeit Oberärztin für Altersmedizin im Stadtspital Zürich, Chefärztin mit Schwerpunkt Geriatrie im Spital Einsiedeln.

Diese beiden Spitäler konnten die Geburten, welche bereits seit letztem Herbst nicht mehr in Einsiedeln möglich waren, ohne nennenswerte Probleme übernehmen, sagte Regierungsrat Damian Meier (FDP) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Mit der Schliessung der Geburtenabteilung gehe eine lange Tradition zu Ende. «Ich verstehe, dass dies viele Personen schmerzt», sagte Meier. Auf die Gesundheitsversorgung im Kanton habe die Schliessung aber keine negativen Auswirkungen. Die Versorgung der Bevölkerung mit medizinischen Dienstleistungen sei weiterhin «sehr gut».

Personalverband will genau hinschauen

Auch der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) bedauert die Schliessung, wie er mitteilte. Damit gingen ein Gesundheitsangebot und ein kantonaler Leistungsauftrag verloren, die für das Selbstverständnis der Region Einsiedeln-Ybrig von zentraler Bedeutung waren.

Ohne den Fachkräftemangel zu negieren, müsse die Begründung des Spitals für die Schliessung hinterfragt werden, schreibt der Verband. In Zeiten von Personalmangel spielten attraktive Arbeitsbedingungen, konkurrenzfähige Löhne, das Arbeitsklima und die Existenz einer starken Personalvertretung die entscheidende Rolle. Der VPOD Schwyz werde den Umgang mit den gekündigten Fachkräften genau beobachten. Wie Ameos-Mediensprecherin Karin Auf der Maur auf Anfrage mitteilte, sind fünf Personen von der Schliessung betroffen.

Das sagt der Spitaldirektor zur Kritik

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Daniel Schoer ist Spitaldirektor der Ameos-Gruppe und wehrt sich gegenüber SRF gegen die Kritik.

SRF: Der VPOD kritisiert in diesem Zusammenhang, dass Sie alles auf den Fachkräftemangel abschieben. Man könnte ja auch mit attraktiven Arbeitsbedingungen dafür sorgen, dass man eben Leute findet. Was sagen Sie zu dieser Kritik?

Daniel Schoer: Diese Kritik ist falsch. Unsere Arbeitsbedingungen sind absolut marktkonform. Ich denke in vielen Bereichen sogar besser. Die Löhne sind marktgerecht. Von den Arbeitszeiten her haben wir attraktive Bedingungen. Wir versuchen, uns auf flexible Arbeitszeitmodelle einzustellen – also all das, was Mitbewerber auch anbieten, bieten wir auch. Und ich denke in vielen Bereichen sogar über das hinaus.

Das Image des Spitals Einsiedeln hat in den letzten Jahren gelitten. Ist auch das ein Grund dafür, dass man schwierig Leute findet?

Ja, es ist sicherlich so, dass die reisserische und, ich sage jetzt mal, Schlagzeilen-fokussierte, aber falsche Medienberichterstattung für uns nicht förderlich ist, um Personal zu rekrutieren. Aber, und das ist viel wichtiger: Die Belegschaft steht hinter dem Spital. Und es freut mich ausserordentlich, dass auch ehemalige Mitarbeitende wieder zurück ans Spital Einsiedeln kommen.

Das Gespräch führte Samuel Studer.

Im Bereich der Gynäkologie plant das Spital Einsiedeln, das Angebot der minimalinvasiven gynäkologischen Chirurgie, der sogenannten Knopfloch-Chirurgie, auszubauen, wie es weiter schreibt. Die Frauenklinik bleibe weiterhin als Gynäkologie-Abteilung erhalten, auch ohne die Geburtshilfe.

SRF 4 News, 13.06.2024, 12:30 Uhr ; 

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