Am Ufer die Angel auswerfen und abwarten, ob was anbeisst. Das ist eine Art zu fischen. Eine andere: der Einsatz von Hightech. Mittels sogenannter Live-Sonar-Technologie erhalten Fischer und Fischerinnen hochaufgelöste Bilder von der Unterwasserwelt.
Sie sehen in Echtzeit, ob unter dem Boot ein Egli, ein Hecht oder eine Seeforelle vorbeischwimmt. Und ob der Köder richtig platziert ist, um das Tier damit aus dem Wasser zu ziehen.
Diese neue Generation von Echolot-Geräten ist in den letzten Jahren in der Fischerei-Szene immer beliebter geworden. Denn mittels ausgesendeter Schallimpulse lassen sich Lebewesen im See punktgenau orten. Und Prachtexemplare so gezielt jagen.
Dieser Rosinenpickerei will die Fischereikommission Vierwaldstättersee nun einen Riegel schieben. An ihrer Jahresversammlung hat sie jüngst ein Verbot von Live-Sonar-Geräten beschlossen. Per 1. September 2023 tritt dieses in Kraft.
Geräte bringen Fischbestände in Gefahr
«Kommen Live-Sonar-Geräte zum Einsatz, zielen diese vor allem auf die grossen Fische ab. Und das ist das, was wir nicht wollen», sagt Christian Arnold, Präsident der Fischereikommission Vierwaldstättersee.
Fehlen die grossen Fische, könnte dies negative Auswirkungen auf die ganzen Bestände haben.
Der Grund dafür sei nicht etwa die Angst vor einer Überfischung. Vielmehr stehe die natürliche Reproduktion im Fokus: Grosse Fische seien enorm wichtig für die Fortpflanzung.
Ein paar wenige grosse Tiere können so viele Eier mit sich herumtragen wie hunderte kleine Fische. «Fehlen die grossen Fische, könnte dies negative Auswirkungen auf die ganzen Bestände haben.»
Verband ist gegen «Fischerei ohne Seele»
Die Fischereikommission Vierwaldstättersee setzt sich aus Vertretern der Kantone Luzern, Schwyz, Uri, Obwalden und Nidwalden zusammen, den Anrainern des Gewässers.
Dem Verbot vorausgegangen ist eine Konsultation bei den Fischereiverbänden und -vereinen sowie den Umweltorganisationen rund um den Vierwaldstättersee. Neben den Umweltorganisationen haben sich sechs von zehn Angelfischerei-Organisationen mehrheitlich zustimmend geäussert.
Zu den Befürwortern gehört der Fischereiverband des Kantons Luzern. Sie seien nicht «technologiefeindlich, aber unsere klare Mehrheit ist gegen eine technische Fischerei ohne Seele», lässt sich Präsident Markus Fischer in einer Mitteilung zitieren.
Und der Verbands-Vizepräsident Peter Schürmann hält fest: «Die Verlockung, mittels modernster Technik gezielt auf grosse Fische zu setzen, liegt auf der Hand.» Sie könne überdies dazu verführen, Fische zu «fangen, fotografieren, posten und wieder freizulassen», obwohl dies gemäss Tierschutzgesetz verboten sei.
Auf dem Sarnersee bereits jetzt tabu
Zwar seien die Geräte auf dem Vierwaldstättersee «noch nicht im grossen Stil» im Einsatz, räumt Christian Arnold ein. Aber der Präsident der Fischereikommission Vierwaldstättersee sagt dazu: «Wir wollten den Entscheid fällen, bevor die Geräte überhaupt angeschafft werden.»
Denn nicht von ungefähr habe der Kanton Obwalden auf dem Sarnersee schon per Anfang Jahr ein Verbot der Live-Sonar-Technologie eingeführt. «Dort stellte man bereits gewisse Tendenzen fest.»