In vielen Fliessgewässern der Schweiz, unter anderem im Berner Seeland, im Oberaargau und im Jura sind die Wasserstände prekär tief. Der jüngste Regen am letzten Wochenende hat kaum Besserung gebracht. Von einem «historischen Fischsterben» sprach etwa der Schweizer Fischereiverband.
Verheerend war dieser Sommer vor allem für die Bachforellen in der Emme. Denn der Fluss trocknete in vielen Abschnitten komplett aus.
Fischervereine versuchten zu retten, was zu retten war. Über 34'000 Fische haben sie im Kanton Bern in der Not abgefischt, drei Viertel davon in der Region Emmental-Oberaargau.
Trotzdem sei gerade der Fischbestand in der Emme stark geschädigt. «Gewisse Abschnitte der Emme sind aktuell quasi fischleer», sagt Andreas Knutti, Fischerei-Inspektor des Kantons Bern. Es werde Jahre dauern, bis sich der Forellenbestand in der Emme wieder erholen könne.
Renaturierungen sollen Fische retten
Aufgrund der vielen heissen Sommer will der Kanton Bern über die Bücher. «Wir müssen uns Gedanken machen, wie die Fischerei in den nächsten Jahren erhalten werden kann», so Knutti. Mit Massnahmen wie Renaturierungen wolle man Gegensteuer geben. Als Beispiel nennt Knutti etwa, dass entlang der Bachläufe mehr Bäume und Büsche als Schattenspender gepflanzt werden könnten.
Aber es müsse auch mehr Wasser im Boden gespeichert werden und nicht wie heute möglichst rasch abfliessen. «Das ist ein Paradigmenwechsel. Gerade die Renaturierung von Mooren wird einen Beitrag leisten können», sagt der Fischerei-Inspektor weiter.
Zwar werde die Forelle nicht aussterben. Aber die Fischer müssten umdenken. Knutti denkt etwa an Schonzeiten im Sommer für Bachforellen.
Fischereivereine offen für «einschneidenden Verzicht»
Toni Liechti, der Präsident der Dachorganisation der Emmentaler Fischereivereine, findet das eine gute Idee. Dies, um die Freizeit-Anglerei und die Fischbestände zu retten. «Dazu gehört ein starker, einschneidender Verzicht auf gewissen Abschnitten. Das machen wir für die Tiere, aber auch aus langfristigen Eigeninteressen.» Sie seien schliesslich Freizeitfischer und könnten auf Seen ausweichen. Und statt Bachforellen an der Emme Welse oder Barben fischen.
Die ausgetrockneten Flussläufe sind biologisch gsehen für ein paar Monate oder gar Jahre biologisch tot.
Auch Liechti sieht Handlungsbedarf beim gesamten Gewässersystem in der Schweiz. Die Natur verliere ihre Speicherfähigkeit wegen Verbauungen und Drainagen. Habe es Wasser, fliesse es zu schnell ab und Flüsse wie die Emme würden in solchen Sommern zu Steinwüsten. «Die ausgetrockneten Flussläufe sind biologisch gesehen für ein paar Monate oder gar Jahre biologisch tot. Nicht nur Fische, sondern alle Kleinlebenwesen und Algen sind gestorben.»