- Aufgrund der hohen Wassertemperaturen kämpfen gewisse Fische im Rhein ums Überleben.
- In den letzten Tagen fanden Fischer vereinzelt tote Äschen und Forellen.
- Mit grösseren Ansammlungen von toten Fischen im Rhein wie im Hitzesommer 2018 ist in Schaffhausen zwar nicht zu rechnen.
- Doch der Schweizerische Fischerei-Verband ist mit Blick auf die Situation im ganzen Land alarmiert.
Wassertemperaturen von teilweise über 27 Grad setzen den Äschen und Forellen im Rhein momentan zu. «Es sind sehr bedrohliche Temperaturen», sagt der Schaffhauser Fischereiaufseher Patrick Wasem. Kaltwasserbecken an den Rheinzuflüssen bieten den Tieren zwar Zuflucht, einzelne Fische überlebten die Hitzewelle aber dennoch nicht.
Wie gross der Schaden ist, kann Wasem noch nicht abschätzen. Erst Messungen im Frühling bringen Klarheit. Mit einer so dramatischen Situation wie im Hitzesommer 2018 ist allerdings nicht zu rechnen.
Damals kam es zu einem grossen Fischsterben im Rhein. Mehrere Tonnen Äschen und Forellen verendeten. Nur zehn Prozent der Äsche-Population überlebten. «Der Bestand ist nun wesentlich kleiner», sagt Patrick Wasem. Daher dürfte es nicht erneut zu solch grösseren Ansammlungen von toten Tieren kommen.
Die Bevölkerung soll tote Äschen und Forellen nicht einsammeln. Fischer kümmern sich um die Tiere und entsorgen sie. Wichtig sei ausserdem, dass Schwimmerinnen und Schwimmer die Kaltwasserbecken meiden.
Weshalb braucht es diesen Artenschutz?
Ein solches Kaltwasserbecken gibt es auch im Kanton Zürich bei Rheinau. «Die Wassertemperaturen liegen dort momentan bei maximal 16 Grad», sagt Lukas Bammatter. Er ist Co-Leiter der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung.
Mehrere Dutzend Äschen halten sich in der Vertiefung auf. Die Tierart zu erhalten, sei wichtig. «Äschen waren früher sehr zahlreich in unseren Gewässern vertreten», sagt Bammatter. «Deshalb stehen wir in der Verantwortung, den Tieren möglichst gut beim Überleben zu helfen.»
Zahlreiche Abfischungen in Zürcher Gewässern
Trotz Massnahmen sei die Lage im Kanton Zürich angespannt. Fünfzig Abfischungen waren diesen Sommer schon notwendig. «Dabei mussten wir die Fische aus Bachabschnitten, die auszutrocknen drohten, evakuieren und umsiedeln.» Zum Vergleich: 2018 gab es doppelt so viele Abfischungen. «Allerdings ist der Sommer noch nicht vorbei», gibt Bammatter zu bedenken.
Auch im Kanton Aargau sind Fischereiorganisationen besorgt über die Hitzewelle. Denn bei der Messstation unterhalb des Atomkraftwerks Beznau ist die Aare wärmer als 25 Grad. Ist das an drei aufeinanderfolgenden Tagen der Fall, müsste das AKW seine beiden Reaktoren abstellen. So ist es gesetzlich geregelt.
Schon Ende Juli machte das Bundesamt für Energie aber eine Ausnahme. Grund dafür ist die Energieversorgung. Die angespannte Situation würde sich ohne den Strom des Atomkraftwerks im Winter zusätzlich verschärfen. Die Betreiberin Axpo darf das AKW deshalb reduziert weiterbetreiben. Die Aare erwärme sich dadurch nur um wenige Zehntel Grad.
Längerer Regen dringend nötig
Die Situation in der Aare beschäftigt auch David Bittner. Der Geschäftsführer vom Schweizerischen Fischerei-Verband sieht die Situation im ganzen Land generell düster. «Wir haben in diesem Jahr viel weniger Schmelzwasser als 2018.» Und der diesjährige Frühling sei viel trockener gewesen.
«Wenn sich nicht bald eine Entspannung einstellt, könnten wir im September in einer Katastrophe enden», sagt Bittner. Es brauche dringend kühlere Temperaturen und längere Niederschläge.