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«Im Oberengadin wurden die Äschen von Menschenhand ausgesetzt»
Aus Regionaljournal Graubünden vom 19.12.2023. Bild: Keystone/SFV Schweizerischer Fischerei-Verband/Rainer Kühnis
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Fischstudie in Graubünden Weniger Äschen im Fluss: Das sind die Gründe

Die Fangzahlen der Fischart Äsche erlitten einen dramatischen Einbruch. Jetzt zeigt sich: alles halb so wild.

Was ist passiert? Im Kanton Graubünden, im Oberengadin im Inn, sind die Äschenfänge über die Jahre, vor allem aber seit 2016, drastisch zurückgegangen. Zwischenzeitlich wurden nur rund 15 Prozent der bisherigen Fänge erreicht. Deshalb entschied sich der Kanton für eine gross angelegte, jahrelange Studie.

Warum gingen die Fangzahlen in Graubünden zurück? Einerseits wurden die Fangregulierungen auf Äschen angepasst. Es durfte weniger gefischt werden und die Fische mussten beim Fang länger sein als früher. Andererseits gab es während der Corona-Pandemie viel mehr Hobbyfischerinnen und -fischer. Das hat dazu geführt, dass der sogenannte Einheitsfang deutlich abgenommen hat.

Was bedeutet Einheitsfang?

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Der Einheitsfang bezeichnet die Fischereifänge im Verhältnis zum betriebenen Aufwand. Auf Englisch heisst der Wert «catch per unit effort» (CPUE).

Das heisst: Je mehr einzelne Hobbyfischer unterwegs sind, desto niedriger der CPUE-Wert, weil diese im Unterschied zu den professionellen Fischern weniger Tiere pro Aufwand fangen. Es geht also um die Fangeffizienz.

Was kam bei der Bündner Studie heraus? Die vorliegenden Studienresultate des Kantons Graubünden zeigen nun auch, dass der Bestand der Äschen im Inn abgenommen hat. Vor allem gebe es weniger grosse Äschen, also weniger fangfähige Tiere. Aber: Der Bestandsrückgang seit 2010 falle deutlich geringer aus als angenommen, heisst es in der Studie. «Also nicht so, wie es der massive Rückgang der Äschenfänge befürchten liess», sagt Marcel Meier, Fischereibiologe beim Bündner Amt für Jagd und Fischerei.

Wie sind die Bestandszahlen einzuschätzen? Fischereibiologe Marcel Meier sagt, der Bestandsrückgang folge auf eine Phase der Zunahme. Die Zunahme vor etwa 15 bis 20 Jahren ist auf Revitalisierungsmassnahmen und ein Hochwasserschutzprojekt in Samedan zurückzuführen. Der Bestand ist also etwa auf einem ähnlichen Niveau wie vor diesen Massnahmen. Im internationalen und nationalen Vergleich seien die Zahlen als gut einzustufen.

Äsche im Inn
Legende: Eine Äsche aus dem Fluss Inn im Engadin. ZVG/Peter Rey/Hydra AG

Wie ging das Bündner Amt für Jagd und Fischerei vor? Äschen wurden mit elektronischen Sendern versehen, die zeigen sollten, wie sich der Fisch bewegt, wo er sich zu welcher Jahreszeit aufhält. Zusätzlich hat das zuständige Bündner Amt Elektrofischerei betrieben, die Tiere so entnommen und gezählt. Darüber hinaus wurden Laichplätze kartiert und die Jungfische beobachtet, welche Habitate sie aufsuchen. Auch die Wasser- und Nahrungsqualität wurde untersucht.

Wo fühlen sich Äschen wohl? Die Äschen benötigen für ihr Leben schneller fliessende Bäche und kleinere Flüsse, für die Fortpflanzung sind beispielsweise lockeres Kies sowie flache und tiefere Gewässergegenden nötig; flache für die jungen, tiefere für die erwachsenen Tiere.

Gibt es jetzt neue Massnahmen? Die Ergebnisse der Studie zeigen laut dem Fischereibiologen gutes Laichhabitat, genügend Nahrung für Jungfische oder auch eine gute Wasserqualität. Unter dem Strich seien es drei Faktoren, an denen man nun arbeiten müsse, so Marcel Meier: «Der Befischungsdruck ist noch zu hoch und die tägliche Pegeländerung durch die Kraftwerke, der sogenannte Schwall und Sunk, macht den Larven zu schaffen. Auch beim Lebensraumangebot können wir noch besser werden.» Der Befischungsdruck könne beispielsweise durch eine kürzere Fangzeit gesenkt werden.

Die Fakten zur Äsche: Die Europäische Äsche gehört zur Familie der Lachsfische und ist ein Speisefisch. Sie ist in Europa weit verbreitet, nur in südlichen Gegenden wie Griechenland, Spanien, Portugal, Südfrankreich oder Süditalien gibt es kaum natürliche Bestände. Gemäss der Roten Liste der Schweiz gilt die Äsche als gefährdet, weshalb in verschiedenen Kantonen Massnahmen eingeleitet wurden.

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Regionaljournal Graubünden, 19.12.2023, 17:30 Uhr ; 

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