Wer Pilze mag, hat sie bestimmt schon mal gegessen: die Wauwiler Champignons. 100 bis 110 Tonnen pro Woche produziert die Wauwiler Champignon AG. Sie landen zum grössten Teil im Detailhandel – ein Viertel davon in der Gastronomie. 85 Prozent Marktanteil hält das Luzerner Unternehmen mit seinem Produkt.
Und trotzdem ist nicht alles Gold, was glänzt. «In den letzten 10 Jahren ist unsere Branche brutal zusammengeschrumpft», sagt Roland Vonarburg, Firmenchef der Wauwiler Champignon AG. Er ist im Vorstand des Verbands Schweizer Pilzproduzenten. Diese haben in diesen Tagen ihre Sorgen um den Fortbestand ihrer Branche kundgetan.
Preisdruck ist hoch
Sie stünden vor wachsenden Herausforderungen: Steigende Importe setzten die Betriebe unter Druck. «Die Schweizer Produktion geht Jahr für Jahr etwas zurück. Wenn das fünf bis zehn Jahre so weitergeht, wird das zum Problem. Man muss ein Wachstum erzielen können, um Kosten aufzufangen und zu investieren.»
Wenn man den günstigen Champignon im Laden haben will, dann ist der aus Polen oder aus Holland.
Mit der Entwicklung des Schweizer Frankens seien die Importe immer günstiger geworden. «In den Läden ist der Preis im Vordergrund. Wenn man den günstigen Champignon im Laden haben will, dann ist der aus Polen oder aus Holland und nicht unbedingt aus der Schweiz.»
Den Preisdruck, den spürt auch Christian Fanger. Allerdings etwas anders. Er produziert die Kernser Edelpilze und ist ebenfalls im Vorstand des Verbands Schweizer Pilzproduzenten. «Wir profitieren davon, dass der Detailhandel auf Bio-Edelpilze setzt. Deshalb spüren wir den Druck von importierten Pilzen da nicht so sehr. Dafür in der Gastronomie umso mehr. Hier spüren wir den Wettbewerb.»
Pilzkonsum niedrig
Dazu kommt, dass Herr und Frau Schweizer nicht gerade die üppigsten Pilzesser sind.
Der Pilz ist bei uns immer noch ein Beigemüse in einer Suppe oder in einer Sauce.
Dass der Trend für vegetarische oder vegane Ernährung den Pilzkonsum ankurbelt, sei nicht so, sagt Christian Fanger: «Der Pilz ist bei uns immer noch ein Beigemüse in einer Suppe oder in einer Sauce. Es ist noch nicht das Filetstück auf einem Teller».
Das zeige sich auch in den Zahlen: In der Schweiz liege der jährliche Pilzkonsum pro Kopf bei 1.5 Kilogramm – in Deutschland seien es zwei, in England vier und in Australien fünf Kilogramm.
Ungleiche Voraussetzungen gegenüber dem Ausland
Ein weiterer Nachteil der Schweizer Pilzproduzentinnen und -produzenten: In vielen Ländern gibt es staatliche Unterstützung. Für die Modernisierung ihrer Anlagen sowie für Maschinen und Geräte gibt es in der EU bis zu 40 Prozent Vergütung, heisst es beim Verband Schweizer Pilzproduzenten. Nicht so in der Schweiz. Die Pilzproduktion sei eine spezialisierte Nische im freien Markt – ohne Direktzahlungen, Grenz- und Importschutz.
Der Verband Schweizer Pilzproduzenten spricht von ungleichen Spiessen gegenüber der ausländischen Konkurrenz und wendet sich deshalb an die Politik. «Wir möchten zusammen mit dem Bundesamt für Landwirtschaft den Absatz ankurbeln.» Zwar gebe es bereits ein Absatzförderungsprogramm – «aber die Mittel sind für unsere Branche sehr bescheiden», sagt Roland Vonarburg.
Die Budgets beispielsweise für Marketing und Kommunikation seien knapp und es benötigt zusätzliche Mittel, um den Wert von Schweizer Pilzen gegenüber importierter Ware zu steigern.
Der Verband Pilzproduzenten Schweiz hofft, mit ihrem Hilferuf Politik sowie Konsumetinnen und Konsumenten zu sensibilisieren. Damit auch noch in ein paar Jahren einheimische Pilze auf dem Teller landen.