Die Antarktis ist für uns weit weg, voller Eis und spannender Tierarten und kalt. Der Südkontinent ist besonders für Forschende interessant, die mehr über das Leben im Eis und unser Klima verstehen wollen. Für sie hat eine Aargauer Firma ein Abwasserrohr entwickelt, das den speziellen Bedingungen in der Antarktis standhält. Nicht nur der Transport des Rohrs war ein Abenteuer.
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Bild 1 von 4. Das deutsche Alfred-Wegener-Institu betreibt die Neumayer Forschungsstation das ganze Jahr. Sie betreibt hier Polar- und Meeresforschung. Die Station existiert seit 2009. Sie gilt als wichtiger Stützpunkt für Inlandexpeditionen und Polarflugzeuge. Bildquelle: Keystone/EPA/Alfred Wegener .
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Bild 2 von 4. Bauen in der Antarktis ist ein spezielles Vorhaben und das wetterbedingte Zeitfenster ist nicht allzu gross. Im Bild: der Vanderford Gletscher. Bildquelle: Keystone/EPA/AUSTRALIAN ANTARCTIC DIVISION .
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Bild 3 von 4. Blick auf arktisches Meereis, bei Sonnenaufgang, aufgenommen von den Forschenden der AWI-Station. Bildquelle: zvg/Alfred-Wengener-Institut/AWI Mediathek.
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Bild 4 von 4. Pinguine auf Inexpressible Island. Im Hintergrund sieht man ein Schiff der Royal Navy, das hier fast täglich patrouilliert. Das Gebiet ist geschützt und es darf nicht gefischt werden. Bildquelle: Keystone/EPA BRITAIN'S MOD/ROYAL NAVY.
Auslöser für das Abenteuer war, dass die bisherige Abwasserleitung der Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), in die Jahre gekommen war. Die Station ist ein führendes Zentrum für Polar- und Meeresforschung in der Antarktis. Für das neue Abwasserrohr war eine Spezialanfertigung nötig, gemacht von der Firma Brugg Pipes aus dem Aargau.
Sickergrube im Schnee
Wenn Forscherinnen und Forscher in der Antarktis mal müssen, wenn sie kochen oder waschen – dann entsteht Abwasser. Dieses wird in einer internen Kläranlage einer Behandlung unterzogen, sodass das Wasser weniger stark mit Bakterien belastet ist. Das «gereinigte» Abwasser landet in einer Sickergrube im Schnee.
Diese Entsorgungsmethode sei für die Gesundheit ungefährlich und habe keine schädlichen Auswirkungen auf den Schnee oder die Umwelt, sagen die Zuständigen.
Das Abwasserrohr ist für extreme klimatische Bedingungen gemacht und mit integrierten Heizdrähten ausgerüstet. «So friert das Wasser im Rohr nicht ein: Bei Temperaturen um die Minus 70 Grad ist das nötig», erklärt Martin Rigaud, Leiter Fernwärme der Firma Brugg Pipes, gegenüber SRF.
Zwar hatten die Forschenden bereits isolierte Rohre, aber ohne Heizdrähte und ohne doppelte Wände aus Edelstahl. «Die Heizung befindet sich zwischen zwei Metallstücken. So ist sie geschützt und kann nicht zerstört werden», erklärt Martin Rigaud weiter. Das Abwasser wird zudem extra erhitzt, damit es während des Transports flüssig bleibt.
Lieferung ja, Montage nein
Die Technik sei nicht die grösste Herausforderung an diesem Auftrag gewesen, fügt Martin Rigaud an. Mit Spezialrohren habe man Erfahrung. Der Transport des 50 Meter langen Rohres in die Antarktis habe die Firma aber gefordert.
Die Rohre von Brugg Pipes werden auch in Kleindöttingen AG hergestellt. Dasjenige, das in die Antarktis geliefert wurde, stammt allerdings aus einer Fabrik in der Nähe von Hannover. Von dort ist es ein weiter Weg in die Antarktis. «Das Rohr gelangte per Schiff in die Antarktis. Es fahren nicht täglich Schiffe an den Südpol, und die Montagezeit ist wettertechnisch beschränkt.»
Bei minus 70 Grad lässt sich kein Rohr im Boden einbauen. Einen Bagger, der normalerweise den Gang in die Erde gräbt, besitzt die Forschungsstation ebenfalls nicht.
Die Montage im Eis mussten die Forschenden selber leisten. Sie wurden gemäss Martin Rigaud von Brugg Pipes per Video geschult, wie sie mit Pistenbully und Bagger die Montage hinkriegen: «Logistisch und organisatorisch war das eine Herausforderung.» Zudem war jemand, der beim Verlegen des Rohres in der Antarktis dabei war, zuvor bei Brugg Pipes und liess sich instruieren.
Der Pistenbully musste einen Graben im Schnee ausheben und das Rohr an die richtige Stelle ziehen. Ein Kran half mit. Es habe alles geklappt, freut man sich bei Brugg Pipes: «Der Kunde ist zufrieden, die Abwasserleitung funktioniert.» Dank des beheizten Rohrs haben die Forschenden des Alfred-Wegener-Instituts jetzt etwas mehr Komfort im Alltag.