Darum geht es: Die Anzahl Doktorierender hat innert 20 Jahren um 72 Prozent zugenommen. Universitäre Hochschulen haben 2022 über 4600 Doktortitel vergeben – das sind doppelt so viele wie Anfang der 1990er-Jahre, wie eine neue Studie des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt. Grund dafür sind unter anderem, dass der Anteil der Frauen sowie Bildungsausländerinnen und -ausländer gewachsen ist.
Mehr Frauen auf Doktorratsstufe: 2022/23 waren fast 49 Prozent der Doktorierenden Frauen. Seit 1990/91 hat der Frauenanteil um 21 Prozent zugenommen. Das liege unter anderem daran, dass die Schweizer Universitäten in den letzten Jahrzehnten viel in die Frauenförderung investiert hätten, sagt Matthias Geering, Leiter Kommunikation der Universität Basel. «Die Universitäten wollen, dass Frauen in der Akademie bleiben, bestenfalls bis zur Professur.» Das zahle sich nun aus.
Allerdings sind bei Professuren die Männer mit 71 Prozent noch deutlich übervertreten. Das liegt Geering zufolge daran, dass sich die Zahl der Frauen, die gefördert wurden, langsam verändert, bis sie sich für Professuren bewerben können.
Ausserdem sei wichtig, dass Faktoren wie Kinderbetreuung und Unterstützung in der Work-Life-Balance verbessert werden, so Geering. «Wenn wir den Studierenden zeigen können, dass dieser Weg auch mit Familie möglich ist, motiviert es Frauen, dranzubleiben.»
Mehr Bildungsausländerinnen und -ausländer: Schweizer Doktorate sind für Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die ihren Hochschulabschluss im Ausland erworben haben (Bildungsausländerinnen und -ausländer), sehr attraktiv. Ihr Anteil nimmt jährlich zu: In den Jahren 2022/23 machten sie mit 56 Prozent die Mehrheit der Doktorierenden aus. Bei 42 Prozent lag der Anteil der Schweizer Studierenden. Ausländerinnen und Ausländer, die beim Erwerb des Hochschulabschlusses in der Schweiz wohnten (Bildungsinländerinnen und -inländer), machten zwei Prozent aus.
Bei Bildungsausländerinnen und Bildungsausländern besonders beliebt sind die Technischen sowie Exakten und Naturwissenschaften. In den medizinischen Fachbereichen und im Recht sind sie am wenigsten vertreten. Die überwiegende Mehrheit der ausländischen Promovierenden stammt aus den Nachbarländern Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Liechtenstein.
Dieser Anstieg spricht Geering zufolge für eine starke Schweizer Forschungslandschaft. «Das ist ein Zeichen, dass die Schweizer Forschungsuniversitäten weltweit eine hohe Reputation haben.» Ein Abschluss an einer Schweizer Universität sei eine gute Ausgangslage, weltweit in der Wirtschaft Fuss zu fassen.
Mit einer Promotion habe man in der Privatwirtschaft zudem deutlich höhere Chancen, in der Forschung vorwärtszukommen, so Geering weiter. Das sei nicht nur in Life Sciences, wie in grossen Pharmafirmen, sondern auch in Institutionen wie Museen oder NGOs der Fall. «Wenn man dort eine Führungsfunktion will, wird oft eine Promotion erwartet.» Ein Rückgang an Doktorierenden ist also nicht in Sicht.