An Schweizer Hochschulen, Universitäten, Fachhochschulen und höheren Fachschulen bilden sich auch junge Menschen aus dem Ausland aus. Ein Teil von ihnen muss nach abgeschlossener Ausbildung wieder ausreisen. Dies sei in Zeiten des Fachkräftemangels bedauerlich, finden Parlamentarierinnen und Parlamentarier und wollen es ändern. Wirtschaftsverbände begrüssen das. Am Donnerstag stand der Vorschlag auf der Traktandenliste des Nationalrates.
Der Absolvent der Hotelfachschule in Lausanne aus Südafrika, die Informatikerin aus Indien mit Doktortitel der ETH Zürich – sie sollen künftig leichter in der Schweiz bleiben können, wenn es im Interesse der Branche ist und sie Aussicht auf einen Job haben. So möchte der Nationalrat einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel in der Schweiz leisten.
Akademikerinnen und Berufsleute willkommen
Bisher drehte sich die Diskussion vor allem um Studierende aus Drittstaaten – um junge Menschen also, die ihr Studium an einer Schweizer Hochschule absolvieren oder ihre Doktorarbeit hier schreiben und danach hier arbeiten können. Seit rund einem Jahrzehnt darf nur eine begrenzte Anzahl Studierender aus Drittstaaten nach der Ausbildung in der Schweiz weiterarbeiten.
Geschätzt wurde ihre Zahl zu Beginn auf rund 200 junge Menschen. Im Jahr 2020 waren es 280, im Jahr 2022 waren es rund 500 Gesuche, wie das zuständige Staatssekretariat für Migration SEM auf Anfrage schreibt.
Während der Bundesrat diese Gruppe nun von der Begrenzung ausnehmen will, möchte der Nationalrat noch weitergehen: Auch Ausländerinnen und Ausländer, die hier eine höhere Berufsbildung abschliessen – mit eidgenössischem Diplom oder Fachausweis, mit Diplom HF oder ein MAS –, sollen leichter bleiben können, um hier zu arbeiten.
Es ist für uns nicht nachvollziehbar, wieso Studierende, die in der Schweiz ausgebildet werden, nach der Ausbildung das Land wieder verlassen müssen.
Das SEM schätzt diese Gruppe auf etwa 2500 Personen. Dabei handle es sich grösstenteils um Hotelfach-Schülerinnen und -Schüler.
Branchenverbände haben keine Bedenken
In der Arbeitswelt begrüssen Arbeitgeber- und Gewerbeverband die Vorlage. Sie erhoffen sich, qualifizierte Arbeitskräfte in der Schweiz behalten zu können. Mit dem Vorhaben könne «die Gleichwertigkeit von akademischem und berufsbildendem Weg in der Tertiärstufe» umgesetzt werden, stellt der Gewerbeverband fest.
Hotelleriesuisse schreibt: «Es ist für uns nicht nachvollziehbar, wieso Studierende, die in der Schweiz ausgebildet werden, unsere Kultur kennen und qualifiziert sind, nach der Ausbildung das Land wieder verlassen müssen.» Neben den Akademikern brauche die Schweiz auch gut ausgebildeten Nachwuchs auf Stufe Höhere Fachschule.
Beschränkte Zuwanderung
Gemäss dem Bundesrat und der zuständigen Nationalratskommission ist die Zahl der möglichen Fachkräfte überschaubar. Entsprechend stehe die Lockerung auch nicht im Konflikt zur Zuwanderungsregelung. Diese Sicht teilen die Wirtschaftsverbände. Sie verweisen darauf, dass die vorgeschlagene Lockerung ja nur dann gelte, wenn es im Interesse von Wirtschaft und jener Branchen sei, die händeringend nach Fachkräften suchen.
Die Vorlage geht nun an den Ständerat.