Es geht laut zu und her in der Pause im Kindergarten in Gampelen. Die Kinder machen sich bereit, um nach draussen zu gehen. Sie lachen und schwatzen. Viele auch Französisch. Zehn von vierzehn Kindern, um genau zu sein.
Ins östliche Berner Seeland wandern bereits seit Jahren Leute aus dem Kanton Neuenburg ein. Ein Grund seien die Steuern. Sie sind in den Seeländer Gemeinden wesentlich tiefer als in der Region Neuenburg.
Das sei aber nicht der einzige Grund, sagt Kurt Stucki, Gemeindepräsident von Ins: «Wir haben eine gute Infrastruktur und sind gut an den Verkehr angeschlossen.» Die Gemeinde freue sich über alle, die kommen. «Das bleibende Problem ist aber einfach die Sprache, dort hapert’s zum Teil.»
Es gibt Leute, die seit 30 Jahren hier wohnen und kein Wort Deutsch sprechen.
«Wir empfangen die Leute zwar auf Französisch und weisen sie so ein, unsere Amtssprache ist aber Deutsch.» Die Gemeinde fordere von den Französischsprachigen auch eine gewisse Bereitschaft, Deutsch zu lernen und sich zu integrieren.
Das klappe nicht immer. «Es gibt Leute, die seit 30 Jahren hier wohnen und kein Wort Deutsch sprechen.» Es gebe aber auch andere: «Circa die Hälfte integriert sich gut. Sie helfen mit und engagieren sich zum Beispiel in einem Verein.»
Die Sprache der Verwaltung bleibe vorerst Deutsch. Widerstand dagegen habe es noch keinen gegeben. Falls jemand zum Beispiel an der Gemeindeversammlung Unterstützung brauche, bekäme er diese.
Deutsch lernen ist Familiensache
Insgesamt habe sich in der Gemeinde wenig verändert, sagt Stucki. In den Schulen sei das anders. Dies bestätigt auch die Co-Leiterin des Schulverbandes «Schulimont», Annemarie Schild. Zum Schulverband gehören neben Gampelen noch vier weitere Gemeinden in der Region.
«Die Lehrpersonen stehen vor grossen Herausforderungen. Sie wollen nach Lehrplan arbeiten und werden von der Zweisprachigkeit gebremst», so Schild. Dazu kämen die oft hohen Erwartungen vieler welscher Eltern: «Sie erwarten, dass die Kinder hier in der Schule perfekt Deutsch lernen und bilingue aufwachsen.» So einfach sei das aber nicht.
Wenn die Kinder in der Freizeit kein Deutsch sprächen, würden sie es auch nicht lernen. «Wir informieren die Eltern bereits früh, wie die Kinder ihr Deutsch trainieren können.», sagt Annemarie Schild. Gewisse Eltern seien engagiert, andere weniger. Wenn die Kinder nur schlecht Deutsch sprechen, habe das auch in anderen Fächern Folgen. «Wenn ein Kind gut rechnen kann, aber die Sätzlirechnung nicht versteht, kann es die Aufgabe nicht lösen.»
Gemeinden an der Sprachgrenze haben zu wenige DaZ-Lektionen
Neben der Eigeninitiative der Familien hälfen auch DaZ-Lektionen beim Lernen. In diesen «Deutsch als Zweitsprache»-Stunden können die Lehrkräfte mit den Kindern intensiv an der Sprache arbeiten.
Diese Lektionen werden vom Kanton anhand des Sozialindex vergeben. Dieser ergibt sich etwa aus der Anzahl ausländischer Kinder, oder ob in der Region eher Hochhäuser oder Einfamilienhäuser stehen.
Da die meisten französischsprechenden Kinder die Schweizer Staatsbürgerschaft haben, zählen diese im Sozialindex nicht. Das Ergebnis: Es würden zu wenige DaZ-Lektionen für die Gemeinden an der Sprachgrenze gesprochen, so Annemarie Schild.
Ein Vorstoss im Grossen Rat will das ändern: Der Sozialindex soll in den Gemeinden an der Sprachgrenze anders berechnet werden. So bekämen Gemeinden wie Gampelen oder Ins mehr DaZ-Lektionen, damit die welschen Kinder von Anfang an besser Deutsch lernen können.