Wie wichtig ist der Kontakt mit Frankreich? Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Frankreich sind traditionell eng. Der Grund ist schnell gefunden: Die wirtschaftlichen Verflechtungen sind gross. Die Schweiz ist die drittgrösste Investorin in Frankreich – hinter den USA und Deutschland. Ausserdem ist Frankreich einer der zentralen Player in der EU – der bedeutendsten Handelspartnerin der Schweiz. Wenn die Schweiz also das bilaterale Abkommen mit der EU vorantreiben möchte, hilft es, gute Beziehungen mit dem grossen Nachbarn im Westen zu pflegen.
Wie hat sich die Beziehung entwickelt? Ende des 20. Jahrhunderts waren sich Frankreich und die Schweiz so nah wie nie zuvor. Bei Besuchen erklärte Frankreich regelmässig die bedingungslose Unterstützung der Schweizer Politik – oder zumindest, «solange es den französischen Interessen nicht schadet», was definitiv nicht der Fall sei.
Doch diese Stabilität sollte nicht für immer anhalten. Während der Präsidentschaft von Nicolas Sarkozy herrschte Eiszeit. Er kam nie zum Staatsbesuch. Der Hauptgrund: Steuerstreitigkeiten. So war der Besuch von François Hollande im Jahr 2015 vor allem ein Versöhnungsbesuch.
Der zweitägige Besuch von Macron soll nun einen Neuanfang der bilateralen Beziehungen markieren. Doch auch die Zeit unter der Präsidentschaft von Macron verlief nicht ohne Turbulenzen. Der Abbruch der Verhandlungen mit der EU und der Kauf von US-Kampfjets anstelle des französischen Modells sorgten für eine zwischenzeitliche Abkühlung.
Für mich war Mitterrand fast eine Art Vaterfigur.
Wer hatte die beste Beziehung zu einem französischen Staatsoberhaupt? Den engsten Kontakt zu einem französischen Präsidenten pflegte der ehemalige Bundesrat Adolf Ogi. In einem Nachruf auf François Mitterrand schrieb Ogi: «Ich selber habe Präsident Mitterrand während meines Präsidialjahres 1993 fünfmal getroffen. Für mich war er fast eine Art Vaterfigur.»
Ein Besuch – im Jahr 1991 – war aber nicht nur offizieller, sondern auch sozialer Natur: Mitterrand besuchte dabei den damaligen Bundesrat Adolf Ogi.
Während François Mitterrands Zeit im Amt (1981–1995) kam er insgesamt dreimal in die Schweiz – bei den späteren Präsidenten Chirac und Hollande war es jeweils ein Mal.
Der gute Kontakt zu Mitterrand steht im Kontrast zu den vorangegangenen Jahrzehnten: 73 Jahre lang hatte kein Staatsbesuch Frankreichs in der Schweiz stattgefunden.
Was macht eine Reise in die Schweiz zum Staatsbesuch? Nur wenn ein ausländischer Präsident vom Gesamtbundesrat willkommen geheissen wird, handelt es sich um einen Staatsbesuch. Ansonsten ist von einem Höflichkeitsbesuch die Rede.