Nur vier statt 15 Millionen Franken will der Bundesrat an die Frauenfussball-EM 2025 zahlen. Diese Budgetkürzung sei ein Fehler, finden die acht Austragungsorte der EM. In einem Brief an die Politik fordern sie, diesen Entscheid nochmals zu überdenken.
Es ist schliesslich ein nationales Sportereignis.
Kritik kommt zum Beispiel aus Basel, wo im Sommer 2025 die meisten EM-Spiele stattfinden sollen. «Die acht Austragungsstätten haben für die Vorbereitungsarbeiten bereits rund 48 Millionen Franken als Vorleistungen geleistet», sagt Sabine Horvath, Projektleiterin der UEFA Women’s Euro 2025 in Basel. «Entsprechend ist die Erwartung gross, dass sich der Bund auch entsprechend beteiligt. Es ist schliesslich ein nationales Sportereignis», so Horvath weiter.
Die acht Austragungsorte halten zusammen: «Es geht ja auch darum, dass die Gesellschaft etwas zurückbekommt, dass wir die Gleichstellung im Sport voranbringen können», sagt etwa Katharina Ali-Oesch, Vorsteherin der Direktion Bildung, Sport und Kultur in Thun. «Wir wollen uns aber auch einem grossen, internationalen Publikum als attraktive Tourismusdestination präsentieren können.»
Ich hoffe sehr, dass das Parlament noch nachbessert.
Die Bitte findet bei Bundespolitikerinnen und -politikern durchaus Gehör. So sagt Sarah Wyss, Basler SP-Nationalrätin und Präsidentin der Finanzkommission: «Ich kann diesen Entscheid des Bundesrats nicht nachvollziehen. Die Männer-EM bekam viel mehr. Vier Millionen Franken reichen nicht. Ich hoffe sehr, dass das Parlament noch nachbessert.»
Für die Männerfussball-EM 2008 hatte der Bund rund 80 Millionen Franken bezahlt. «Warum sollten die Frauen so viel weniger bekommen?», fragt Wyss rhetorisch und ergänzt, dass es ihr aber nicht nur um Gleichberechtigung gehe: «Es ist auch für die Standort- und die Sportförderung wichtig.»
Bern entscheidet im Sommer
Dass die Politik das Budget noch erhöht, ist durchaus möglich: Zuletzt hat die Ständeratskommission den vom Bundesrat beantragten Beitrag fast vervierfacht. Statt der bundesrätlichen vier Millionen beantragt sie einstimmig 15 Millionen Franken. Der definitive Entscheid soll in der Sommersession fallen.
Diese Forderung ist ziemlich anmassend.
Allerdings gibt es auch Kritik am Protestbrief und der Bitte nach mehr Geld. «Diese Forderung ist ziemlich anmassend», sagt Roland Rino Büchel, SVP-Nationalrat aus St. Gallen und verweist darauf, dass Städte und Kantone bereits Dutzende Millionen für die Frauenfussball-EM gesprochen haben.
Städte und Kantone zahlen Millionen an EM
Diese Kritik weist Sabine Horvath, Projektleiterin der UEFA Women’s Euro 2025 in Basel, zurück: «Es ist ja ein nationales Ereignis. Wir müssen alles daran setzen, dass die Schweiz ein Konzept habe, das in allen Städten gleich ist.» Es dürfe zum Beispiel nicht passieren, dass es in einer Stadt ein Kombiticket für das Spiel und den öffentlichen Verkehr gebe, in einer anderen Stadt aber nicht, sagt Horvath.
Damit ist die Finanzierung der Frauenfussball-EM in der Schweiz rund anderthalb Jahre vor Turnierbeginn noch nicht gesichert. Es ist unklar, ob es für ein grosses Fussballfest reicht wie an der EM 2022 in England oder ob das Schweizer Turnier Gefahr läuft, zum «Grümpelturnier» zu verkommen. Die EM findet vom 2. bis 27. Juli 2025 in Basel, Bern, Genf, Zürich, Luzern, Sitten, St. Gallen und Thun statt.