Die jüngste Entwicklung der Zahlen zeigt, dass sich wieder viel mehr Menschen mit dem Coronavirus anstecken. Auch die Zahlen bei den Spitaleinweisungen steigen wieder. Die neue Welle mit Omikron BA.2 sei allerdings nicht überraschend gekommen, erklärt Manuel Battegay, Infektiologe am Universitätsspital Basel. Das habe sich in Ländern wie etwa Dänemark, die der Schweiz voraus seien, angekündigt.
Infektion zur Hälfte Hauptgrund für Einweisung
Was die Spitaleinweisungen betrifft, so zeigt sich laut Battegay zum ersten Mal sei Beginn der Pandemie, dass ungefähr die Hälfte «mit Covid-19» ins Spital kommt und damit wegen eines anderen Hauptgrundes. Etwa verunfallte infizierte Personen oder Personen, bei denen kurz vor einer sehr dringlichen Operation eine Infektion festgestellt werde.
Die andere Hälfte werde «wegen Covid» in ein Schweizer Spital eingeliefert. Hier sind es laut Battegay vor allem nicht geimpfte Personen und zu einem ganz kleinen Teil abwehrgeschwächte Menschen.
Belastung der Spitäler durch Covid gesunken
Auch die Belastung der Spitäler durch Covid-19-Fälle hat sich laut Battegay im Vergleich zu früheren Wellen verändert: Die Belastung sei nun, dass die Übertragungsketten viel schwieriger zu unterbinden seien. Es werde alles getan, um vulnerable Patientinnen und Patienten zu schützen, was recht gut, aber nicht ganz immer gelinge. Dazu beschäftigten aber auch weiterhin die Personalausfälle.
«Die Belastung durch Menschen mit Covid als Hauptursache ist aber nicht zu vergleichen mit den vorherigen Wellen, sie ist viel tiefer», erklärt der ehemalige Vizepräsident der Covid-19-Taskforce des Bundes.
Die Belastung durch Menschen mit Covid als Hauptursache ist aber nicht zu vergleichen mit den vorherigen Wellen, sie ist viel tiefer.
Die Variante BA.2 hat die Eigenschaft, dass sie sich schlichtweg schnell ausbreitet, wie Battegay erklärt. Zugleich sei so weit entfernt von den Varianten Delta und BA.1, dass man sich immer wieder infizieren könne: «Glücklicherweise wirkt die Impfung sehr gut gegen schwere Verläufe, nicht aber gegen Infektionen, was letztlich mehr Fälle verursacht.»
Und wie geht es im Herbst weiter?
Auch was den weiteren Pandemieverlauf mit dieser neuen Welle angeht, stellt Battegay fest: Es bestätige sich, dass die Impfung sehr gut wirke. Dies bestätigten etwa die Zahlen aus Singapur mit einer sehr hohen und Hongkong mit einer sehr tiefen Impfrate. Die neuen Varianten könnten Betroffene also schwer krank machen. Doch Infektionen nach einer Impfung mit Booster zeigten durchaus eine Stärkung der Abwehr.
Wie sich das auf den Herbst auswirkt, ist laut Battegay noch nicht absehbar. Neue Varianten könnten dazukommen: «Entsprechend müssen wir sehr gut schauen, ob und wen wir nochmals impfen.»
Sind neue Massnahmen nötig?
Battegay geht davon aus, dass grosse Teile der Bevölkerung nochmals geimpft werden sollten, da die Impfung gut wirke. Zusammen mit den natürlichen Infektionen werde das die Impflücke schliessen. Speziell die Vulnerablen müssten nun gut geschützt werden: «Wir hoffen, dass auch hier sehr bald sehr wirksame Medikamente verfügbar sein werden.»
Neue Massnahmen müssten jetzt, mit Omikron, extrem sein, und das wäre aufgrund des Impfschutzes nicht gerechtfertigt.
Weitere Schritte fordert der Infektiologe zurzeit nicht. «Neue Massnahmen müssten jetzt, mit Omikron, extrem sein, und das wäre aufgrund des Impfschutzes nicht gerechtfertigt.»
Vulnerablen empfiehlt er aber, die Maske weiterhin zu tragen. Wichtig anzufügen ist laut ihm: «Wenn beide die Maske anhaben oder in einem Setting, in dem alle die Maske anhaben, wirkt die chirurgische Maske sehr gut. Wenn man als Person einzeln die Maske trägt, ist die FFP2-Maske das Instrument, das vor Infektionen recht gut schützt.»