Das Schloss Ursellen ist eingebettet in die liebliche Landschaft zwischen Aaretal und Emmental. Seit gut 40 Jahren bewohnt Matthias Steinmann diesen Barockbau bei Konolfingen BE. Er hat es nach seinem Geschmack umgebaut und eingerichtet.
Auf die drei Hauptgefahren Blackout, radioaktiver Niederschlag und Pandemie sind wir hier gut vorbereitet.
Eine Sammlung von Gemälden aus der Zeit ziert die Innenräume. «Ich wollte das Schloss so gestalten, wie es im 18. Jahrhundert ausgesehen haben könnte», sagt der 80-Jährige.
Doch das Schloss ist auch eine Überlebensinsel. «Auf die drei Hauptgefahren Blackout, radioaktiver Niederschlag und Pandemie sind wir hier gut vorbereitet», sagt Steinmann. Er hortet 100'000 Liter Heizöl, hat ein Lager an Kohlebriketts, eine Solar- und eine Warmwasseranlage, ein Lebensmittelvorrat, eine eigene Tankstelle, ja gar Bleiplatten hat er montieren lassen, die bei radioaktivem Niederschlag vor die Fenster kommen.
Im Krisenstab gelernt
Diese Vorbereitungen auf mögliche Krisen hat er bereits vor 20 Jahren getroffen. Steinmann war damals im Krisenstab des Bundesrats. Zigmal habe das Expertengremium die grossen Gefahren geübt, durchgespielt. «Und da habe ich mir überlegt, wie ich selbst vorbereitet bin. So habe ich mein Schloss systematisch ausgerüstet, wie wenn es eine Insel wäre.»
Er habe die Vorbereiterei damals auch ein bisschen spielerisch betrieben, als Herausforderung. «Heute ist das alles modern, angesichts der Krisen in der Welt.» Als Prepper will er sich aber nicht bezeichnen, vielmehr als Realist, der sich auf Katastrophen vorbereitet. «Was ich tue, ist nicht verrückt. Verrückt ist, dass die andern es nicht tun.» Hat er Angst vor Krisen? «Ich stamme aus der Kriegsgeneration. Da ist immer eine Existenzangst vorhanden», so Steinmann.
Klar ist für ihn: Krisen sollten möglichst abgewendet werden: «Bei einem Blackout zum Beispiel würden sensible Bereiche nicht mehr funktionieren. Das führt zu Unruhen, sozialen Veränderungen, daher sollte man das vermeiden.» Er selbst ist gewappnet: Sein Notstromaggregat startet wenige Sekunden nach einem Stromausfall.
Kritik an Krisenbewältigung
Auch Atemmasken und Schutzanzüge liegen seit Jahren im Dachgeschoss des Schlosses bereit. Als es während der Covid-Pandemie an Masken mangelte, belieferte er befreundete Ärzte. Sowieso: Die Reaktion der Behörden auf die Pandemie fand Steinmann nicht optimal.
«Ich glaube, man ist da einfach drauflos gegangen, statt einem systematischen Konzept zu folgen, wo Medien und psychologische Situation der Bevölkerung beurteilt wurden.» Mitunter sei das eine Folge davon, dass der Bundesrat jenen Krisenstab abgeschafft hatte, in dem Steinmann einst als Experte tätig war. «Daher kam nun fast alles aus einem Departement. Nicht alle waren da Krisen-geschult.»
Mehrere Hunderttausend Franken hat er investiert in seine Schlossinsel. Das können nicht alle. Er denke aber nicht nur an sich: «In meinem Keller bringe ich das ganze Dorf unter.» Und er habe auch eine Melkmaschine gekauft – um den Bauern in der Nachbarschaft auszuhelfen, wenn sie ihre Kühe bei einem Blackout nicht mehr melken könnten. Denn einen Stromausfall gibt es bei Steinmann nicht.