Wenn die Tage kälter werden, sorgen Heizungen für wohlige Wärme. Doch reichen die Strom- und Gasreserven für unseren Bedarf im Winter oder schlittert die Schweiz geradewegs in eine Energiekrise?
Die Strommangellage auszurufen, sei im Moment nicht nötig, sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin in der «Arena». Die Schweiz sei bislang versorgt. Aber er mahnte auch: «Eine Mangellage wäre katastrophal für unser Land und die Gesellschaft. Das wollen wir unbedingt verhindern.»
Sollte sich die Situation verschärfen, seien auch Netzausschaltungen als ultima ratio nicht auszuschliessen. Damit es nicht so weit komme, habe der Bundesrat bereits Massnahmen getroffen. Auch die Gesellschaft sei dazu angehalten, Energie zu sparen: «Jede Kilowattstunde zählt.»
«Wenn wir sparen, etwa beim Heizen, können wir bereits viel erreichen», ist auch Grüne-Fraktionspräsidentin Aline Trede überzeugt. Man müsse jetzt aber so schnell wie möglich die Energiewende schaffen. «Wenn wir diesen Weg in der Vergangenheit konsequent vorwärtsgegangen wären, wären wir jetzt in einer anderen Situation.» Es zeige sich nun klar, dass die Schweiz unabhängiger werden müsse, von fossilen Energien und damit vom Ausland.
SVP-Nationalrat Christian Imark sieht die Lösung unter anderem in einem Stromgeneral, der aufzeige, was kurz-, mittel- und langfristig zu tun sei, um die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten. Als Möglichkeiten, um bei einer Mangellage im Winter zusätzliche Kapazität zu schaffen, nennt er das Zuschalten von Speicherreserven, Notstromaggregaten oder Reservekraftwerken sowie die Sistierung der Restwassermengenbestimmung, damit mehr Wasser turbiniert werden könne.
Kritik an der Energiestrategie
In der Sendung sorgte vor allem die langfristige Energiestrategie des Bundes für eine hitzige Debatte. Die bürgerlichen Parteien machten insbesondere die links-grüne Politik der letzten Jahre für die Energiekrise verantwortlich.
Umweltverbände hätten die nötigen zukunftsgerichteten Projekte für den Ausbau von erneuerbaren Energien «konsequent verhindert», sagte Mitte-Fraktionspräsident Matthias Bregy. Dabei verringere etwa die geplante Photovoltaikanlage Gondosolar im Wallis die Biodiversität nicht.
Wir subventionieren Milliarden in die Photovoltaik, die uns im Winter nichts bringt.
«Innerhalb von etwa zehn Jahren müssen wir einen Drittel unserer Stromproduktion ersetzen», sagte FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen. Es sei ein «Irrtum», dass die erneuerbaren Energien den fehlenden Kernenergiestrom decken könnten. Zudem nehme der Anteil an fossilen Energien stetig ab. Die Importstrategie, die daraus entstanden sei, habe sich nie um die Versorgungssicherheit gekümmert. «Wir subventionieren Milliarden in die Photovoltaik, die uns im Winter nichts bringt.» Wasserfallen plädierte deshalb für Technologieoffenheit. Auch Kernkraftwerke sollen eine Option sein.
Die Photovoltaik liefert in den Alpen im Winter sogar etwas mehr Strom als im Sommer.
Die Photovoltaik liefere durchaus auch im Winter Strom, widersprach SP-Nationalrätin Gabriela Suter: «Im Mittelland zwar etwas weniger, in den Alpen dafür aber sogar etwas mehr als im Sommer.» Die Energieperspektiven 2050+ des Bundes gingen davon aus, dass die Photovoltaik neben der Wasserkraft die zweite Säule unseres erneuerbaren Energiesystems sei.
Auch GLP-Nationalrat Beat Flach fordert, dass bei Neubauten und erheblichen Sanierungen Solarpanels eingebaut werden: «Das ist heute state of the art, architektonisch an den meisten Orten möglich und es kostet auch nicht mehr viel.»
Im Publikum sassen diesmal Lehrlinge aus Luzern. Bei den heftigen Wortgefechten der Politikerinnen und Politiker bewahrten sie einen kühlen Kopf. So wünschte sich Tim Theus, dass die Politik nicht in Alarmismus verfällt: «Schliesslich wissen wir noch nicht, ob es überhaupt zu einer Mangellage kommt.» Die Sparappelle machen Melanie Huber nichts aus, denn das sei ja gar nichts Neues: «Mein Mami hat ja schon immer gesagt, dass man kälter duschen oder das Licht beim Verlassen des Zimmers ausschalten soll.»