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Krisenstäbe übernehmen So sorgen die Kantone für eine Strommangellage vor

Im Winter droht Knappheit bei der Energieversorgung. Grund dafür sind Unterbrüche bei den Gaslieferungen wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sowie geringem Schmelzwasser. «Wir erleben zurzeit die erste weltweite Energiekrise, mit Europa im Epizentrum», sagte der Direktor des Bundesamtes für Energie, Benoît Revaz jüngst. Durch den Krieg in der Ukraine sei Europa besonders von der Energiekrise betroffen und damit auch die Schweiz.

Ins selbe Horn stösst Werner Luginbühl, Präsident der Elektrizitätskommission (Elcom) gegenüber der «Samstagsrundschau» von Radio SRF. Die Energiekrise sei «nicht abwendbar», so Luginbühl. Ob es im Winter aber an Strom mangeln wird, lasse sich nicht voraussagen.

Audio
Werner Luginbühl: Fehlt uns im Winter der Strom?
aus Samstagsrundschau vom 27.08.2022. Bild: Keystone
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Wie reagiert der Bund?

Der Bund und die Akteure arbeiten gemäss eigenen Angaben seit einigen Monaten daran, Lösungen für die Versorgungssicherheit für den Winter zu finden. Diese Woche traten Energieministerin Simonetta Sommaruga und Wirtschaftsminister Guy Parmelin diesbezüglich vor die Medien. Viel wurde dabei aber nicht bekannt. Mit einer Sensibilisierungskampagne soll die Bevölkerung zur Sparsamkeit aufgerufen werden.

Verbindliche Ziele, den Stromverbrauch zu reduzieren, gibt es bislang nicht – anders als beim Gasverbrauch, wo eine Reduktion von 15 Prozent angestrebt wird. Simonetta Sommargua erklärte dies damit, dass sich die Situation anders gestalte. So käme eine allfällige Strommangellage wohl eher erst zum Ende des Winters zustande, und diesbezüglich würden die Stauseen derzeit gefüllt.

Video
Bald Strom aus neuen Gletscherseen?
Aus SRF News Videos vom 26.08.2022.
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Zuvor hatte die Elcom bekannt gegeben, dass mehrere Energieunternehmen in ihren Stauseen eine gewisse Menge an Wasser zurückhalten, statt daraus Strom für den freien Markt zu produzieren. Sollte es in der Schweiz zu kritischen Situationen kommen und Strom knapp werden, könnte dieses Wasser dann für die Stromproduktion eingesetzt werden.

Was machen die Kantone?

Als erster Kanton gab Graubünden Mitte August die Einführung eines Krisenstabs bekannt. «Wir werden Ende September bereit sein, Massnahmen zu unterstützten, die uns der Bund vorgibt, und allenfalls eigene Massnahmen zu ergreifen», erklärte Energiedirektor Cavigelli. Was das konkret heisst, ist allerdings noch weitgehend unklar.

Der Kanton Bern hat ebenfalls einen Sonderstab angekündigt. Dieser soll die Koordination mit den Gemeinden und dem Bund sicherstellen – und dass beschlossene Massnahmen umgesetzt werden. Gleiches gilt für ein Gremium, das der Kanton Basel-Stadt ins Leben gerufen hat. Der Strategiestab «Mangellage Strom und Gas» ist unter dem Dach der Kantonalen Krisenorganisation eingerichtet worden, wie das Departement Wirtschaft, Soziales und Umwelt (WSU) am Freitag mitteilte.

Strompreise 2023: Erste Betreiber melden Anstieg

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Ob man im kommenden Jahr für den Strom tiefer ins Portemonnaie greifen muss, hängt auch vom Wohnort ab –eine Übersicht:

  • Die Stadt Winterthur hat angekündigt, dass die Preise im kommenden Jahr bis zu 32 Prozent höher ausfallen könnten. Grund für die Lage, ist, dass die Stadt ihren Strom grösstenteils auf dem freien Markt einkaufen muss. Dies im Gegensatz zur Nachbarin Zürich, die über eigene Kraftwerke verfügt.
  • Die Kundinnen und Kunden der Energie Thun AG müssen ab nächstem Jahr im Durchschnitt 18 Prozent mehr für den Strom zahlen.
  • Die Aargauer AEW Energie AG erhöht im kommenden Jahr die Strompreise ebenfalls um rund 25 Prozent. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das nach Angaben des selbständigen Unternehmens im Besitz des Kantons Aargau rund 220 Franken Mehrkosten pro Jahr.
  • Das Elektrizitätswerk Nidwalden (EWN) erhöht die Strompreise im kommenden Jahr für einen Normalhaushalt um rund 4 Prozent. Dass der Anstieg im nationalen Vergleich moderat ausfalle, habe mit der hohen Eigenversorgung zu tun, erklärten die Verantwortlichen diese Woche. Insgesamt müssen die Stromkunden mit einer Preiserhöhung von 3.3 bis 7.0 Prozent rechnen.

Andere Kantone gehen nicht so weit, einen Krisenstab zu gründen, wollen aber dennoch vorsorgen. So hat der Kanton Appenzell Innerrhoden ein Fachgremium eingesetzt, und auch der Kanton Aargau hat jüngst kommuniziert, wie er sich auf den Winter vorbereitet: nämlich mit einer Task Force. Zudem informieren die Behörden über eine eigene Website.

Wie geht es weiter?

Am Freitag gab zudem die Konferenz der kantonalen Energiedirektorinnen und -Direktoren (EnDK) bekannt, die Zusammenarbeit bei den Energiesparmassnahmen zu koordinieren. Vom Bund erwarten die Kantone, dass er sich ebenfalls entsprechend aufstellt und «zeitnah» einen departementsübergreifenden Krisenstab einsetzt.

Die Kantone wollen auch über den aktuellen Winter hinaus vorsorgen. So hat sich die Konferenz an der Plenarversammlung in Solothurn darauf geeinigt, dass in neuen und bestehenden Gebäuden spätestens ab 2030 keine fossilen Heizungen mehr verbaut und kantonseigene Gebäude wann immer möglich bereits früh mit rein erneuerbaren Energien betrieben werden sollen.

10vor10, 26.08.22, 21:50 Uhr ; 

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