Weshalb muss die Stadt Zug reagieren? Wer in Zug und Umgebung eine Wohnung sucht, hat es schwer. Die Leerwohnungsziffer im Kanton Zug liegt momentan bei 0.39 Prozent. Laut den aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Statistik ist das die tiefste Leerwohnungsziffer im ganzen Land. Die hohe Nachfrage führt zu hohen Mieten, die es auch dem Mittelstand schwierig macht, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Im Sommer 2023 wurde denn auch in der Stadt Zug eine SP-Volksinitiative mit dem Titel «2000 Wohnungen für den Zuger Mittelstand» mit 50.19 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Dies alles bringt den Stadtrat unter Zugzwang.
Was ist konkret geplant? Die Stadt Zug will für 65 Millionen Franken ein Grundstück beim Theilerplatz kaufen. Dieses beinhaltet auch ein ehemaliges Gebäude der Firma Landis&Gyr. Auf einer Fläche von 7240 Quadratmetern möchte sie ein 60 Meter hohes Hochhaus bauen. Von den insgesamt 19 Stockwerken sollen vier Stockwerke für Gewerbeflächen reserviert sein. Von den restlichen 15 Stockwerken sind mindestens drei für den preisgünstigen Wohnraum reserviert. Der Zuger Stadtrat will aber nicht nur den minimalen, sondern einen höheren Anteil an preisgünstigen Wohnungen realisieren.
Was verspricht sich der Stadtrat vom Projekt? «Mit dem Kauf des Grundstücks setzt der Gesamtstadtrat ein klares Zeichen», sagte SVP-Stadtpräsident André Wicki an einer Medienkonferenz. Damit leiste er einen wichtigen Beitrag für das Erreichen der Ziele der Initiative. «Mit dem Kauf können wir auch Einfluss auf die Gestaltung und die öffentliche Nutzung des Theilerplatzes nehmen», so Mitte-Stadtrat Urs Raschle, Vorsteher des Finanzdepartements.
Kann sich Zug dieses Projekt leisten? In den vergangenen Jahren erzielte die Stadt immer Rekordüberschüsse – zuletzt war es ein Plus von 94 Millionen Franken. Das finanzielle Polster ist also vorhanden. Das Grundstück ist der Stadt Zug durch die Park Lane Zug AG zum Kauf angeboten worden. Der Kaufpreis sei das Ergebnis intensiver, transparenter und fairer Verhandlungen, betonten beide Seiten an einer Medienkonferenz.
Was sind jetzt die nächsten Schritte? Der Bebauungsplan wurde Anfang September 2024 von den Grundeigentümern genehmigt und soll im Herbst 2024 vom Stadtrat zur kantonalen Vorprüfung verabschiedet werden. Das Geschäft zum Grundstückerwerb wird ebenfalls im Herbst von den Kommissionen und dem Stadtparlament beraten. Das letzte Wort zum Landkauf hat dann die Stimmbevölkerung der Stadt Zug.
Wie reagiert die Zuger Politik auf die Pläne des Stadtrates? Aus den Reihen der SP gibt es lobende, aber auch mahnende Worte. «Es ist schön, dass sich der Stadtrat aktiv einsetzt für preisgünstigen Wohnungsbau», sagt Ivan De Gobbi, Fraktionschef der SP im Stadtparlament, gegenüber SRF. Der Anteil an preisgünstigen Wohnungen sei aber noch zu klein. «Hier muss der Stadtrat nachbessern.» Zufrieden zeigt sich FDP-Stadtparlamentarierin Maria Hügin: «Ich freue mich, dass der Stadtrat diese Chance packt.» Nun könne das Gebiet belebt und der Stadtzuger Mittelstand entlastet werden.