Berns Fusion mit Ostermundigen – sie gibt vor allem in der Agglo-Gemeinde im Westen der Bundesstadt zu reden. Denn für Bern ändert sich «nicht viel», sagt selbst der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried.
Ostermundigen zählt rund 18'000 Einwohnerinnen und Einwohner; Bern hingegen fast 135'000. Sagt die Stimmbevölkerung der beiden Gemeinden Ende Oktober Ja – dann wird Bern mit über 150'000 Einwohnerinnen und Einwohnern neu die viertgrösste Schweizer Stadt.
«Diese Fusion mit Bern ist eine Sackgasse, aus der es kein Zurück mehr gibt», ist jedoch Andreas Thomann vom Nein-Komitee überzeugt. Er spricht denn auch lieber von einer «Eingemeindung» statt von einer Fusion: «So wie die Fusion aufgegleist ist, bringt sie Ostermundigen nichts. Wir verlieren unser Parlament und unsere Stadtregierung.»
Kurz: Thomann sieht Mitspracherecht und Gestaltungsfreiheit der Bevölkerung von Ostermundigen gefährdet.
Die Fusion bringt Ostermundigen nichts.
Schützenhilfe bekommt Andreas Thomann auch aus der Stadt Bern. Genauer: von Thomas Fuchs. Der SVP-Grossrat wohnt in Bümpliz. Für ihn ist klar: Ostermundigen kommt bei der Fusion zu kurz. «Das Fusionspaket ist nicht ausgewogen. Ostermundigen hat keine Sitzgarantie, weder in der Stadtregierung noch im Stadtparlament.»
Ausserdem müsse Ostermundigen Berns Regime Punkto Verkehr und Baubewilligungen übernehmen. «Alle rot-grünen Ideen aus Bern gelten dann auch ab sofort für Ostermundigen.»
Ganz anders beurteilt Annette Toggwiler vom Ja-Komitee die Situation. «Die Fusion ist eine logische Konsequenz», sagt sie. Bern und Ostermundigen seien in den vergangenen Jahren zusammengewachsen: «Sie gehören zusammen.»
Ausserdem profitiere Ostermundigen von einem Zusammenschluss, weil Bern viel besser auf die Bedürfnisse einer städtischen Bevölkerung ausgerichtet sei.
Gemeindegrenzen produzieren nur eines: mehr Bürokratie.
«Ostermundigen würde beispielweise von besseren Angeboten und mehr Unterstützung für die Kinderbetreuung oder auch Mittagstischen für ältere Menschen profitieren.»
Und wie sieht es mit der Mitsprache aus? Die sei durch die Fusion nicht gefährdet, so Toggwiler. «Ein Extrazügli für Ostermundigen ist nicht nötig. Wir können für die Stadtregierung oder das Stadtparlament kandidieren, so wie alle anderen in der Stadt Bern auch.»
Auch Stadtpräsident Alec von Graffenried (Grüne) ist überzeugt vom Zusammenschluss der beiden Gemeinden. Er weibelt seit Monaten für die Fusion. Nicht nur in Bern, sondern vor allem auch in Ostermundigen.
«Die Gemeindegrenzen rund um die Stadt Bern produzieren nur eines: mehr Bürokratie», ist er überzeugt. Kurz: wengier Grenzen, mehr Effizienz. «Es profitieren langfristig alle, wenn die Stadtregion aus einer Hand gesteuert wird.»
Spannen Ostermundigen und Bern künftig zusammen – oder bleiben sie «nur» Nachbarn? Die Stimmbevölkerung der beiden Gemeinden entscheidet am 22. Oktober.