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Fussball-EM 2025 Diese Zürcherin bildet die Stadionsprecherinnen der EM aus

Robin Fritschi hat angestossen, dass an der Frauen-EM auch hinter den Mikrofonen Frauen sind. Wieso ihr das wichtig ist.

Wenn in acht Schweizer Städten die Fussballerinnen um den Europameisterschaftstitel kämpfen, sollen aus den Lautsprechern ausschliesslich Frauenstimmen tönen. Zumindest, wenn es nach Robin Fritschi geht. Die Regensdorferin will an den Spielen Stadionsprecherinnen, die Emotionen vermitteln und das Publikum mitreissen.

Ich glaube, dass wir Frauen anders speakern, wenn es um Frauen geht.
Autor: Robin Fritschi Coachin der EM-Speakerinnen

Als klar war, dass die EM im Sommer 2025 in der Schweiz stattfindet, hat sie deshalb den Schweizerischen Fussballverband kontaktiert. Fritschi fragte, ob sie es gemeinsam schaffen würden, genügend Stadionsprecherinnen für alle Spiele aufzutreiben. Und sie bot an, die künftigen Speakerinnen auszubilden. Sie erzählt: «Turnierdirektorin Doris Keller schrieb zurück: Grossartig, wir melden uns!» So kam der Ball ins Rollen.

Doris Keller hält den offiziellen EM-Ball in der Hand
Legende: Sie zog von Anfang an mit bei der Idee von Robin Fritschi: Turnierdirektorin Doris Keller. KEYSTONE / Anthony Anex

Fritschi ist seit über drei Jahren Speakerin des FC Schaffhausen und arbeitet auch sonst täglich mit der Stimme – als Journalistin bei den «Top Medien» und als Eventmoderatorin. Sie sagt: «Ich glaube, dass wir Frauen anders speakern, wenn es um Frauen geht. Wiederum speakern Männer anders, wenn es um Männer geht.» Sie beobachte, dass sie dann jeweils mehr Emotionen transportierten.

Gesagt, getan

So kommt es, dass die Schweiz das erste Land sein könnte, in dem an einer Frauen-Europameisterschaft nur Frauen am Speakertisch sitzen. Und das, obwohl sie in diesem Metier noch immer selten sind. In den beiden höchsten Schweizer Fussball-Ligen der Männer gibt es neben Fritschi derzeit nur eine weitere Speakerin.

Fünfzig Frauen haben sich um diese Aufgabe an der Heim-EM beworben, der Verband hat 16 von ihnen ausgewählt. Fritschi ist eine davon. Gleichzeitig macht sie die anderen Speakerinnen fit für ihre möglichen Einsätze.

Robin Fritschi spricht in einem Kursraum zu den zukünftigen Stadionsprecherinnen.
Legende: Die künftigen Stadionsprecherinnen lernten sich bei der ersten Schulung mit Robin Fritschi in Zürich kennen. Schweizerischer Fussballverband / Dominik Erb

Im März fand das erste Coaching statt. Fritschi vermittelte den Frauen etwa, welche Qualifikationen sie als Speakerinnen mitbringen müssen. Und sie übte mit ihnen, wie sie zur eigenen Stimme finden. «Am Anfang sprechen alle so, wie sie glauben, dass eine Stadionsprecherin tönen sollte», sagt Fritschi. Dabei sei es am spannendsten, die eigene Stimme mit all ihren Facetten einzusetzen.

Schmerzhafte Kritik

Dass der Einstieg als Speakerin nicht einfach ist, musste Robin Fritschi selbst erfahren. Nach ihrem allerersten Einsatz in Schaffhausen haben Fans sie verrissen. Eine Frau, die ein Männerspiel kommentiert – das ging vielen zu weit.

Robin Fritschi im Stadion des FC Schaffhausen
Legende: Robin Fritschi ist selbst regelmässig als Stadionsprecherin im Einsatz, beim FC Schaffhausen. Robin Fritschi

Sie habe damit gerechnet, sagt Fritschi im Rückblick. Alle Frauen, die sich in einer Männerdomäne ausbreiten würden, rechneten mit Gegnern. Sie sagt: «Ich habe es gewusst, aber es tat weh.» Fritschi gab trotzdem nicht auf. Heute ist sie überzeugt: Sie würde nicht die künftigen EM-Speakerinnen schulen, hätte sie nicht beim FC Schaffhausen Spiele kommentiert.

Wir geben alles, damit wir am Ende des Tages eine Frau hinter dem Mikrofon haben.
Autor: Robin Fritschi Coachin der EM-Speakerinnen

Ihren Mut will Robin Fritschi nun ihren Kolleginnen weitergeben. In diesen Tagen begleitet sie Speakerinnen an ihre ersten Einsätze. Kurz vor dem Start der Europameisterschaften im Juli findet ein weiteres Coaching statt.

Mehr Speakerinnen, auch nach der EM

Ob die Speakerinnen bei den EM-Spielen tatsächlich zum Einsatz kommen, ist indes noch nicht definitiv. Der Entscheid liege beim europäischen Fussballverband. «Wir geben alles, damit wir am Ende des Tages eine Frau hinter dem Mikrofon haben», sagt Fritschi.

In der Schweiz jedenfalls soll es auch nach der EM mehr Stadionsprecherinnen geben. Es ist das erklärte Ziel des Schweizerischen Fussballverbands – und von Robin Fritschi.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 12.4.2025, 17:30 Uhr ; 

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