- Das hauptsächlich im Schweizerischen Nationalpark im Engadin lebende Fuorn-Wolfsrudel wird definitiv eliminiert.
- Das Bundesamt für Umwelt hat ein Abschussgesuch des Kantons Graubünden trotz Kritik bewilligt.
- Von der Wildhut geschossen werden die Elterntiere und mindestens sechs Welpen. Auch die Jägerschaft wird einbezogen.
Wie der Kanton Graubünden mitteilt, ist das Abschussgesuch für das ganze Fuorn-Rudel, das hauptsächlich im Schweizerischen Nationalpark im Engadin lebt, vom Bundesamt für Umwelt genehmigt worden. Das entsprechende Departement des Kantons hat auf die Bewilligung gestützt die Freigabe zum Abschuss des Rudels erteilt.
Nach Ansicht der Bündner Wildhut hatte das Nationalpark-Rudel zwei Rinder gerissen. Doch das Abschussgesuch sorgte für einen Aufschrei. Der Grund: Weil das Rudel unter anderem im Nationalpark unterwegs ist, darf der Mensch rechtlich nicht eingreifen. Zusätzlich hinterfragte die Forschungskommission des Nationalparks den Abschuss des kompletten Rudels, weil laut Ansicht der Wissenschaft mindestens eines der beiden Rinder von einer Jungwölfin gerissen wurde, die gar nicht mehr zum Rudel gehört.
Nur ausserhalb des Nationalparks
Auch aus wildtierbiologischer Sicht sei die Auslöschung des ganzen Fuorn-Rudels fragwürdig, liess Nationalpark-Direktor Ruedi Haller Anfang September gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA verlauten. Heute sagt Haller zu SRF, in diesem Fall sei zu früh entschieden worden: «Wir sind enttäuscht, dass nicht gewartet wurde, bis wir genau wussten, wie die DNA-Analyse des zweiten Risses herauskommt. Diese wurde für die nächsten Tage in Aussicht gestellt.»
Der Bund trat nun trotzdem auf das Gesuch des Kantons ein. Klar ist: Die Tiere müssen ausserhalb des Nationalparks geschossen werden. Und: Bis Ende Oktober sollen die sechs Welpen geschossen werden. Ab dann dürfen alle Tiere des Fuorn-Rudels erlegt werden.
Es ist unwahrscheinlich, dass ein Jungtier mit 30 Kilogramm alleine ein 300 Kilogramm schweres Rind reisst.
Diese Kritik des Nationalpark-Direktors kann Adrian Arquint, Leiter des Bündner Amts für Jagd und Fischerei, durchaus verstehen. Die DNA-Analyse sei für die Arbeit des Amts aber nicht entscheidend. Sollte die Analyse aber beispielsweise zeigen, dass ein Rind von einem fremden Wolf gerissen wurde, müsse man den Entscheid sicher nochmals überprüfen.
Dass das Rind von einer Jungwölfin gerissen wurde, die nicht mehr zum Fuorn-Rudel gehört, davon gehen weder der Bund noch der Kanton aus. Adrian Arquint sagt: «Der Riss ereignete sich nahe an der Parkgrenze. Und: Eine DNA-Probe zeigt auch nur, dass das Tier beteiligt war, nicht aber, wie viele andere Tiere noch dabei waren.» Es sei sehr unwahrscheinlich, dass ein Jungtier mit 30 Kilogramm alleine ein 300 Kilogramm schweres Rind reisse.
Weitere Abschüsse bewilligt
Neben dem Fuorn-Rudel bewilligte der Bund weiter den Abschuss des Lenzerhorn-Rudels auf der Lenzerheide. Zudem werden in Davos (Jatzhorn-Rudel) und am Calandamassiv ob Chur (Calanda-Rudel 2) zwei Drittel der Jungwölfe der dortigen Rudel zum Abschuss freigegeben. Schon länger bewilligt ist die Eliminierung des Vorab-Rudels oberhalb von Laax.