Schreckliche Nachrichten an Neujahr: Fürs Silvesterfeuerwerk bastelt ein 46-jähriger Luzerner mutmasslich selbst eine Abschussvorrichtung. Er will damit Böller in die Luft schiessen; doch er verunfallt. Er erleidet solch schwere Verletzungen, dass er noch auf der Unfallstelle verstirbt, wie die Polizei später mitteilte.
Es ist der tragischste Fall, der sich in der Nacht auf Montag ereignet hat, aber nicht der einzige. In Hochfelden im Kanton Zürich hantierten zwei 16-Jährige an einem Feuerwerkskörper, der plötzlich losging. Der eine wurde am Kopf schwer verletzt, der andere erlitt Verletzungen an den Händen. Ebenfalls schwer verletzt wurde ein 41-Jähriger im aargauischen Dottikon, nachdem er Feuerwerk abgelassen hatte.
Kein Trend feststellbar
Bereits früher gab es Schwerverletzte und Tote wegen Feuerwerk. Die Suva-Unfallstatistik erfasste zwischen 2010 und 2014 zwei tödliche Unfälle und fünf Personen, die zu Invaliden wurden. 2016 registrierte die Unfallversicherung den letzten Todesfall.
Der Statistik zufolge gibt es in der Schweiz rund 200 Feuerwerksunfälle pro Jahr, ein Viertel davon an Silvester. Am häufigsten, rund ein Drittel, sind Verbrennungen an Fingern oder Händen. Ein ebenso grosser Teil erleidet Gehörschäden.
Können die Verletzten wegen des Unfalls nicht mehr arbeiten, übernimmt die Unfallversicherung die Kosten dafür. In 40 Prozent der Feuerwerksunfälle trifft das zu. Die Unfallversicherungen zahlen laut Suva schweizweit jährlich 1.76 Millionen Franken aus. Zum Vergleich: Für Arbeitsausfälle wegen Schneesportunfällen sind es 307 Millionen Franken pro Jahr.
Die Suva lässt offen, ob Feuerwerksunfälle zugenommen haben. Da man von den gemeldeten Unfällen lediglich eine fünfprozentige Stichprobe hochrechne, liessen sich keine konkreten Aussagen dazu machen, sagt Mediensprecher Adrian Vonlanthen.
Aus Sicht der Suva ist wichtig, dass die Sicherheitsmassnahmen eingehalten werden und seriös und vorsichtig mit Feuerwerkskörpern umgegangen wird.
Alain Stucki vom Branchenverband der Schweizer Hersteller und Importeure von Feuerwerk sowie der ausgebildeten Feuerwerkerinnen und -werker (SKF) pflichtet Vonlanthen bei. Zudem müsse man sich bewusster werden, dass man Produkte kaufe, die potenziell jemanden verletzen könnten, so Vizepräsident Stucki. Die zwei wichtigsten Dinge, die man dabei beachten müsse: die Gebrauchsanweisung lesen und den Mindestabstand einhalten.
Dass ein Produkt nicht das macht, was es soll, ist heute praktisch ausgeschlossen.
Zudem ist sich Stucki, der selbst Feuerwerker ist, sicher: «Der grösste Teil dieser rund 200 Unfälle ist ein Handhabungsfehler.» Man halte sich nicht an die Sicherheitsabstände oder halte etwas in der Hand und zünde es an, das eigentlich auf den Boden gehöre. «Dass ein Produkt nicht das macht, was es soll und wofür es konstruiert ist, ist heute praktisch ausgeschlossen.»
Dass Feuerwerk nicht nur gefährlich ist, sondern bei manchen auch verpönt, ist spätestens seit dem vergangenen Jahr bekannt. 137'429 Schweizer Stimmberechtigte unterschrieben eine Initiative, die ein Feuerwerksverbot für Private will. Sie wurde letzten November eingereicht. Wann sie zur Abstimmung kommt, ist noch nicht bekannt. Klar ist: Wird die Initiative angenommen, dürfte es kaum noch Unfälle mit Feuerwerk geben.