Der US-Auslandsgeheimdienst CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) haben mit manipulierten Verschlüsselungsgeräten der Zuger Firma Crypto andere Staaten ausspioniert. Auf die nun ans Licht gekommene Spionage-Affäre reagiert man in Bundesbern von «unaufgeregt» bis zu «sehr empört». Alle seien sich aber einig: Jetzt soll schonungslos aufgeklärt werden, wer wann was wusste, berichtet SRF-Bundeshausredaktor André Ruch.
SP: War der Nachrichtendienst Mitwisser?
Für die SP stellt sich nach den Enthüllungen die Frage, ab wann der Bundesrat Bescheid wusste und ob der Schweizer Nachrichtendienst (NDB) Mitwisser oder gar Mittäter war. Die Partei begrüsst daher die eingeleiteten Massnahmen, wie SP-Sprecher Nicolas Häsler sagte.
Sie fordert von der Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) eine schonungslose Aufklärung über das Ausmass der Angelegenheit sowie über die allfällige Mittäterschaft des Schweizer Nachrichtendienstes und anderer Behörden.
Einer allfälligen Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK), wie sie der Grüne Nationalrat Balthasar Glättli fordert, würde sich die SP anschliessen, falls tatsächlich staatliches Versagen nachgewiesen werden kann. Auch FDP-Präsidentin Petra Gössi sagte gegenüber den Tamedia-Zeitungen, eine PUK sei für ihre Partei «eine ernsthafte Option». Man prüfe derzeit, ob die FDP nicht in der Frühlingssession selber einen Antrag auf eine PUK stellen will.
Auch die für den Nachrichtendienst des Bundes (NDB) zuständige GPDel will den Untersuchungsbericht abwarten. «Wir müssen Fakten haben», sagte deren Präsident Alfred Heer (SVP/ZH).
Die CVP findet es ebenfalls richtig und wichtig, dass sich der Bundesrat dieser Sache annimmt und die Angelegenheit überprüft. Mehr könne sie dazu noch nicht sagen, sagte Sprecherin Salomé Steinle.
Die SVP war bis am Abend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
AI: Waren Menschenrechtsverletzungen bekannt?
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sieht Implikationen mit Menschenrechtsverletzungen. Es stelle sich die Frage, ob Informationen über schwere Menschenrechtsverletzungen etwa von den Militärdiktaturen in Lateinamerika bis zum Schweizer Nachrichtendienst und dem Bundesrat gelangt sind, sagte Beat Gerber von der Schweizer Sektion gegenüber der Agentur Keystone-SDA.
Wenn die Informationen an diesen Stellen angekommen seien, stelle sich die Frage, was von Seiten der offiziellen Schweiz dagegen unternommen wurde. Eine lückenlose Aufklärung sei unumgänglich.