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Gerät misst den Schnee Neue Schneekamera erkennt das Lawinenrisiko

Ein neues Hightech-Gerät soll den Schnee präziser analysieren und damit die Lawinenforschung verbessern. Die Entwicklung dauerte Jahre.

Wie viel Schnee liegt in den Alpen? Wie ist der Schnee zusammengesetzt? Wie ist die Schneedecke aufgebaut und insbesondere – wie wirkt sich das auf die Lawinengefahr aus? Diese Fragen beschäftigen die Forscherinnen und Forscher am Schnee- und Lawinenforschungsinstitut SLF in Davos seit Jahren.

Denn Schnee ist nicht gleich Schnee. Die Dichte des Schnees gibt wichtige Hinweise auf seine Eigenschaften, wie etwa seine Stabilität. Dichter Schnee ist stabiler und weniger anfällig für Lawinen. Lockerer Schnee kann leichter abrutschen. Um den Schnee besser einschätzen zu können, helfen immer mehr hochtechnische Geräte. Zum Beispiel eine neue, spezielle Schneekamera.

Wissenschaftler arbeitet in Schneeloch mit Ausrüstung.
Legende: Ein SLF-Techniker an der Arbeit: Die Daten seiner Schneekamera helfen, vor Lawinen zu warnen. ZVG/SLF Matthias Jaggi

Denn bisher hat das SLF die Schneedichte von Hand gemessen, in dem es Schnee mit einer kleinen Schaufel aus der Decke gehoben hat. Dieser Schneekern wurde dann gewogen und sein Volumen gemessen, um die Dichte zu berechnen. Diese Methode sei einfach, aber zeitaufwendig und nicht besonders genau, sagt der Wissenschaftliche Mitarbeiter beim SLF in Davos, Lars Mewes.

Lawinenrisiken besser einschätzen

Deshalb hat das SLF über Jahre ein kameraähnliches Gerät entwickelt und jetzt patentieren lassen. Es fotografiert die Schneekristalle und funktioniert, indem es hochauflösende Bilder von Schneeflocken aufnimmt, um deren Struktur und Form und eben auch die Dichte der einzelnen Schneeschichten zu analysieren.

Person in roter Jacke hält leeren schwarzen Metallkasten im Schnee.
Legende: Das neue Messgerät heisst SnowImager. zvg/SLF Bruno Augsburger

Diese Bilder helfen den Forschenden, die Eigenschaften des Schnees besser zu verstehen und Lawinenrisiken genauer einzuschätzen.

Der SnowImager sieht ein bisschen aus wie ein Fotostudio.
Autor: Lars Mewes Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim SLF in Davos

Die spezielle Schneekamera hat die Form eines Kastens. Dieser ist etwa 50 Zentimeter hoch und sehe ein bisschen aus wie ein Fotostudio, sagt Lars Mewes.

Zwei Personen arbeiten an Geräten in einem Schneeloch.
Legende: Die Schneedichte messen: Die wissenschaftlichen SLF-Mitarbeiter Benjamin Walter und Lars Mewes an der Arbeit mit dem «SnowImager». zvg/SLF Bruno Augsburger

Um den Schnee ganz genau messen zu können, kann man die Schneeprobe bereits ins Laber zum Computertomografen bringen. Da seien die Ergebnisse noch präziser, erklärt Mewes. Das Prozedere sei jedoch auch sehr aufwendig.

Der «SnowImager» hingegen liefert die Daten noch am selben Tag. Damit habe man eine neue Lösung dazwischen gefunden. Und Mewes ist seit einiger Zeit daran, Erfahrungen mit dem neuen Messgerät zu sammeln.

Person zeigt auf Laptop-Bildschirm mit Diagrammen.
Legende: Das Ergebnis einer Aufnahme mit dem «SnowImager» auf dem Computer. Das neue Messgerät liefert die Daten noch am selben Tag. zvg/SLF Bruno Augsburger

Die Entwicklung dieses neuen Messgeräts hat laut SLF deutlich über 100'000 Franken gekostet. Im Moment gibt es den sogenannten «SnowImager» nur als Prototypen. In einem nächsten Schritt soll er zur Serienreife gebracht werden.

Daten für die Klimaforschung

Die Kamera soll künftig nicht nur eingesetzt werden, um vor Lawinen zu warnen. Die Daten und Erkenntnisse könnten auch ganz allgemein interessant sein für die Wissenschaft und Klimaforschung, sagt Mewes. Man sei daran, das herauszufinden.

Dazu haben die Forschenden das Gerät auch schon in der Antarktis eingesetzt: «Letztes Jahr hat ein Kollege bei Minus 45 Grad damit gearbeitet», sagt Mewes. Einerseits um zu erfahren, was das Gerät aushält, «andererseits geht es auch darum zu verstehen, wie der Schnee in der Antarktis funktioniert.»

Die Idee kam während der Coronazeit

Box aufklappen Box zuklappen

Es war ein langer Weg zum «SnowImager». Vor 30 Jahren entstanden am SLF Aufnahmen der Schneedecke mit Infrarotfilm am nahegelegenen Flüelapass. Die Idee war, ein Schneeprofil in unterschiedlichen Grautönen darzustellen, wie es in einer Mitteilung des SLF heisst.

Der Versuch war erfolgreich, die Schichten waren deutlich zu sehen. Zwischen 2005 und 2007 entstand dazu eine erste Doktorarbeit und später ein Gerät, um die Korngrösse des Schnees zu bestimmen. Die Dichte zu messen, war weiterhin mühsame Handarbeit. Erst während der Coronazeit kam die Idee für eine mögliche Lösung auf.

Der Prototyp habe sich bewährt, sagt Lars Mewes. Der «SnowImager» analysiere die Schneedecke schneller und objektiver als Menschen, die ein traditionelles Schneeprofil erstellten.

Verstehen, wie der Schnee funktioniert in der Antarktis, auf Grönland oder eben in Davos, in der Schweiz, das will das SLF herausfinden – jetzt auch mit der Hilfe der Schneekamera.

Regionaljournal Graubünden, 16.2.2025, 17:30 Uhr ; 

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