Wie viel Schnee liegt in den Alpen? Wie ist der Schnee zusammengesetzt? Wie ist die Schneedecke aufgebaut und insbesondere – wie wirkt sich das auf die Lawinengefahr aus? Diese Fragen beschäftigen die Forscherinnen und Forscher am Schnee- und Lawinenforschungsinstitut SLF in Davos seit Jahren.
Denn Schnee ist nicht gleich Schnee. Die Dichte des Schnees gibt wichtige Hinweise auf seine Eigenschaften, wie etwa seine Stabilität. Dichter Schnee ist stabiler und weniger anfällig für Lawinen. Lockerer Schnee kann leichter abrutschen. Um den Schnee besser einschätzen zu können, helfen immer mehr hochtechnische Geräte. Zum Beispiel eine neue, spezielle Schneekamera.
Denn bisher hat das SLF die Schneedichte von Hand gemessen, in dem es Schnee mit einer kleinen Schaufel aus der Decke gehoben hat. Dieser Schneekern wurde dann gewogen und sein Volumen gemessen, um die Dichte zu berechnen. Diese Methode sei einfach, aber zeitaufwendig und nicht besonders genau, sagt der Wissenschaftliche Mitarbeiter beim SLF in Davos, Lars Mewes.
Lawinenrisiken besser einschätzen
Deshalb hat das SLF über Jahre ein kameraähnliches Gerät entwickelt und jetzt patentieren lassen. Es fotografiert die Schneekristalle und funktioniert, indem es hochauflösende Bilder von Schneeflocken aufnimmt, um deren Struktur und Form und eben auch die Dichte der einzelnen Schneeschichten zu analysieren.
Diese Bilder helfen den Forschenden, die Eigenschaften des Schnees besser zu verstehen und Lawinenrisiken genauer einzuschätzen.
Der SnowImager sieht ein bisschen aus wie ein Fotostudio.
Die spezielle Schneekamera hat die Form eines Kastens. Dieser ist etwa 50 Zentimeter hoch und sehe ein bisschen aus wie ein Fotostudio, sagt Lars Mewes.
Um den Schnee ganz genau messen zu können, kann man die Schneeprobe bereits ins Laber zum Computertomografen bringen. Da seien die Ergebnisse noch präziser, erklärt Mewes. Das Prozedere sei jedoch auch sehr aufwendig.
Der «SnowImager» hingegen liefert die Daten noch am selben Tag. Damit habe man eine neue Lösung dazwischen gefunden. Und Mewes ist seit einiger Zeit daran, Erfahrungen mit dem neuen Messgerät zu sammeln.
Die Entwicklung dieses neuen Messgeräts hat laut SLF deutlich über 100'000 Franken gekostet. Im Moment gibt es den sogenannten «SnowImager» nur als Prototypen. In einem nächsten Schritt soll er zur Serienreife gebracht werden.
Daten für die Klimaforschung
Die Kamera soll künftig nicht nur eingesetzt werden, um vor Lawinen zu warnen. Die Daten und Erkenntnisse könnten auch ganz allgemein interessant sein für die Wissenschaft und Klimaforschung, sagt Mewes. Man sei daran, das herauszufinden.
Dazu haben die Forschenden das Gerät auch schon in der Antarktis eingesetzt: «Letztes Jahr hat ein Kollege bei Minus 45 Grad damit gearbeitet», sagt Mewes. Einerseits um zu erfahren, was das Gerät aushält, «andererseits geht es auch darum zu verstehen, wie der Schnee in der Antarktis funktioniert.»
Verstehen, wie der Schnee funktioniert in der Antarktis, auf Grönland oder eben in Davos, in der Schweiz, das will das SLF herausfinden – jetzt auch mit der Hilfe der Schneekamera.