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Mehr Sicherheit in der Dunkelheit dank einem neuen Fahrdienst
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 15.11.2024. Bild: Colourbox
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«Get Home Safe» In Schaffhausen sollen alle Menschen sicher nach Hause kommen

Nach einem Vergewaltigungsfall in Schaffhausen wollen junge Frauen einen Fahrdienst gründen. Der Zuspruch ist gross.

Der Fall wühlt auf: In der Nacht vom 1. auf den 2. November wird in Schaffhausen eine 22-jährige Frau Opfer eines schweren Sexualdelikts. Ein unbekannter, schwarz gekleideter und maskierter Mann zerrt die junge Frau in ein Gebüsch beim Ebnat-Kreisel. Er vergewaltigt sie und flüchtet danach in eine «unbekannte Richtung», wie es in der Mitteilung der Schaffhauser Polizei heisst. Die Fahndung verlief bis jetzt erfolglos.

Denkanstoss für Polizei und Regierung

Nur einen Tag danach formiert sich auf Instagram eine Gruppe, die sich «Get Home Safe» nennt. Übersetzt: Sicher nach Hause kommen. Das Ziel: Niemand soll nachts alleine nach Hause laufen müssen. Freiwillige sollen sich als Begleitpersonen zur Verfügung stellen.

Indja Hunziker
Legende: Indja Hunziker und ihre Kollegin wollen für mehr Sicherheit in Schaffhausen sorgen. SRF/Roger Steinemann

Hinter dem Aufruf steckt Indja Hunziker. Eine junge Frau, die im Gastgewerbe arbeitet und weiss, was es heisst, spätabends alleine unterwegs zu sein. Auch Indja Hunziker hat schon heikle Situationen erlebt und sagt: «Jeder Mensch soll sich sicher fühlen, wenn er oder sie spätabends alleine unterwegs ist.»

Sie hofft, dass ihre Initiative dazu beiträgt, das Sicherheitsgefühl in der Stadt Schaffhausen zu stärken. «Besonders von der Schaffhauser Polizei und vom Regierungsrat wünschen wir uns, dass in Richtung Sicherheit mehr gemacht wird.» «Get home Safe» soll also auch ein Denkanstoss sein.

Jeder Mensch soll sich nachts unterwegs sicher fühlen.
Autor: Indja Hunziker Initiantin «Get Home Safe»

Die neu gegründete Gruppe findet grosse Beachtung. «Es haben sich sehr viele Leute gemeldet, sie schreiben uns, sie bedanken sich.» Darunter Eltern, die sich Sorgen machen um ihre Töchter, die in den Ausgang gehen. Und viele Freiwillige, die sich als Fahrerinnen oder Fahrer zur Verfügung stellen wollen.

Wie der Fahrdienst funktionieren soll

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Über einen Telegram-Kanal kann jemand einen Fahrer oder eine Fahrerin bestellen. Das soll auch spontan möglich sein. Gedacht ist der Fahrdienst für den Fall, dass jemand keine andere Möglichkeit hat, sicher nach Hause zu kommen. Es soll kein Gratis-Fahrdienst sein für alle, die sich das Geld für den Bus oder das Taxi sparen wollen. Die Initiantinnen rechnen mit drei bis fünf Fahrten pro Woche.

Dass der Aufruf derart hohe Wellen wirft, hätten Indja Hunziker und ihre Mitinitiantin nie gedacht: Statt der erwarteten sechzig bis siebzig Follower hat die neue Gruppe jetzt über 3300 Mitglieder. Die Leute bieten ihre Hilfe an, Fahrdienste, aber auch Spenden, um den geplanten Begleitservice aufzubauen.

Zwei Menschen laufen eine dunkle Strasse entlang
Legende: Ein Unbekannter, der eine Frau ins Gebüsch zerrt und vergewaltigt: Fälle, wie der in Schaffhausen, sind nicht alltäglich. Die meisten Vergewaltigungen finden gemäss Kriminalstatistik in den eigenen vier Wänden statt. Keystone/Gaetan Bally (Symbolbild)

Trotz der guten Absicht: Der freiwillige Fahrdienst wirft auch Fragen auf: Wie soll verhindert werden, dass sich möglicherweise potenzielle Täter unter die freiwilligen Helfer mischen und die Situation ausnutzen? Auch darüber haben sich die Initiantinnen Gedanken gemacht. «Es gibt Regeln: Anmelden muss man sich zum Beispiel mit einer ID.»

Handverlesene Fahrerinnen und Fahrer

Von den fünfzig Menschen, die sich gemeldet hätten, um Fahrdienste zu leisten, hätten sie rund ein Dutzend ausgewählt – «sie sind handverlesen». Die meisten davon sind Frauen. «Frauen werden nur von Frauen gefahren», betont Indja Hunziker. Ausser, es sei anders gewünscht. «Die Männer, die dabei sind, kennen wir persönlich, denen vertrauen wir.»

Frauentaxi – keine Erfolgsgschichte

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Dass Frauen nach einer sicheren Möglichkeit suchen nach Hause zu kommen, ist kein neues Phänomen. In verschiedenen Schweizer Städten gab es in der Vergangenheit zum Beispiel Versuche mit sogenannten «Frauentaxi». Frauen fahren für Frauen.

In Bern existierte das Frauentaxi fast sechs Jahre lang, von 1989 bis 1995. In Wil bei St. Gallen war von 2019 bis 2022 ein Frauentaxi in Betrieb.

Eingestellt wurden die Fahrdienste vor allem deshalb, weil es nicht gelang, genügend Taxifahrerinnen zu finden. Taxifahren ist auch heute noch vor allem ein Männerberuf.

Ob die Idee funktioniert oder nicht, muss sich zuerst zeigen. Als Nächstes soll ein Verein gegründet werden, um «Get Home Safe» breiter abzustützen. Unter anderem, um auch die Spendengelder sauber zu verwalten.

Diese sind übrigens ausschliesslich gedacht, um etwas an die Fahrspesen zu bezahlen. Offiziell starten soll der Begleitservice im Laufe der nächsten Tage. Schon jetzt hätten sich aber Leute aus anderen Kantonen gemeldet, die etwas Ähnliches aufziehen wollten.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 13.11.2024, 17:30 Uhr ; 

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