Das Vorfeld des Porchabella-Gletschers liegt abgelegen auf über 2400 Meter über Meer, das nächste Dorf, Bergün, liegt mehrere Kilometer Luftlinie entfernt. Es sei eine höchst vielfältige Landschaft, sagt Salome Steiner, Geschäftsleiterin der Naturschutzorganisation Aqua Viva: «Man findet rauschende Bäche, Wasserfälle, Tümpel, Feuchtgebiete oder Moore.»
Auf dem Vorfeld leben verschiedene Pflanzen und Tiere. Die Menschen greifen hier nicht ein, die Natur kann machen, was sie will.
Entstanden ist das Vorfeld, als die kleine Eiszeit um 1850 zu Ende ging. Damals begann der Gletscher, sich zurückziehen. Salome Steiner dazu: «Porchabella ist eher ein älteres Gletschervorfeld. Man sieht das auch daran, dass sich dort schon viele Pflanzen angesiedelt haben und es sehr unterschiedliche Lebensräume gibt.» Bei jüngeren Gletschervorfeldern sei das noch anders: «Wenn der Gletscher weg ist, sind erst einmal die Steine da.»
Es gibt wenig Wissen über die Vorfelder
Gletschervorfelder sind noch nicht gut erforscht. Das liegt vor allem daran, dass sie relativ weit oben und zum Teil auch abgelegen liegen.
Vor gut 20 Jahren hat man für das «Bundesinventar der Auen von nationaler Bedeutung» einige Gletschervorfelder begutachtet und auch das Porchabella-Gletschervorfeld in das Inventar aufgenommen. In den letzten Jahren sind jedoch viele neue Gletschervorfelder entstanden. Diese sind laut Salome Steiner häufig sehr schlecht oder gar nicht untersucht.
Auch Gebiete, die bereits untersucht worden sind, müsste man eigentlich immer wieder neu begutachten, sagt Salome Steiner, denn sie seien dynamisch: Niederschläge und Schmelzwasser verändern die Landschaft ebenso wie Bewegungen in den Hängen und Steinen.
Dadurch werden auch immer wieder Gebiete überschwemmt oder verschüttet. Durch diese vielen Veränderungen finden junge Pflanzen einen neuen Lebensraum. Es können auch kleine Wäldchen entstehen. «Genau dieses Mosaikartige wird in diesen Gebieten erhalten bleiben.»
Die Gletschervorfelder als Chance
Klar ist: Durch den Klimawandel wird es in Zukunft mehr dieser Gletschervorfelder geben. Die Klimaveränderungen sind allgemein problematisch für die Gewässer – aber auch spezifisch für die Gletscher, die immer weiter zurückgehen. «Aber jetzt werden die Gletschervorfelder frei und Aqua Viva hat das Gefühl, dass das auch eine wahnsinnige Chance ist.» Deshalb setzt sich Naturschutzorganisation dafür ein, dass diese Lebensräume und ihre Bedeutung für die Natur anerkannt werden.
Gleichzeitig seien die Lebensräume auf den Gletschervorfeldern verletzlich – auch deshalb will Aqua Viva auf sie aufmerksam machen.