- Im Asylzentrum des Bundes in Bern soll es zu Gewalt und zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Auch die Gesundheitsversorgung soll mangelhaft sein.
- Über diese Vorwürfe berichtete die Menschenrechtsorganisation Augenauf im März. Nun sprechen ehemalige Mitarbeitende des Zentrums.
- Der Bund und die Asylorganisation ORS bestreiten die Vorwürfe.
Ehemalige Mitarbeitende des Bundesasylzentrums BAZ berichten von problematischen Betreuungssituationen, überfordertem Personal, Gewaltausbrüchen und Übergriffen. Sie machen diese Aussagen anonym gegenüber den Tamedia-Zeitungen. Sie seien in verschiedenen Funktionen im Berner Asylzentrum im ehemaligen Zieglerspital tätig gewesen, hätten eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet. Auch Geflüchtete kommen zu Wort.
Dabei wird von Schlägereien oder Gewaltausbrüchen zwischen Männergruppen verschiedener Herkunft berichtet. Ein Minderjähriger soll sexuell missbraucht worden sein. Die Rede ist zudem von vielen Suizidversuchen oder Nervenzusammenbrüchen von Geflüchteten. Aufgrund der hohen Belastung im Bundesasylzentrum gebe es eine hohe Fluktuation unter den Mitarbeitenden.
Der Bund widerspricht
Die Betreiberin der Asylunterkunft, die ORS, und das Staatssekretariat für Migration SEM bestreiten die Vorwürfe. «Die Vorwürfe haben keine Grundlage. Das SEM hat sowohl in die Konflikt- als auch in die Suizidprävention investiert. Die sinkenden Zahlen der Vorfälle zeigen, dass die Massnahmen gegriffen haben», sagt Mediensprecher Lukas Rieder.
Die Mitarbeitenden leisten unter schweren Bedingungen einen guten Job.
Konkret seien 70 neue Vollzeitstellen geschaffen worden, welche für die Konfliktprävention zuständig sind. Deren Wirkung zeige sich in den Zahlen: Im Jahr 2021 habe es pro 10'000 Übernachtungen rund 21 Vorfälle gegeben. 2022 seien es noch rund 12.4 gewesen. «Die Mitarbeitenden leisten unter schweren Bedingungen einen guten Job», so Rieder.
Die Betreiberin ORS zeigt sich enttäuscht über die negativen Berichte. Sie würden nicht den Fakten entsprechen und seien aus dem Kontext gerissen, sagt Mediensprecher Lutz Hahn. «Die Situation in einem Bundesasylzentrum mit den unterschiedlichen Menschen und Kulturen ist sehr herausfordernd.» Dass es dort zu schwierigen Situationen kommen könne, sei nachvollziehbar, meint Hahn.
Lutz Hahn betont: «Ein Bundesasylzentrum ist kein Gefängnis. Jeder hat das Recht und die Möglichkeit, dort ein und aus zugehen.» Es sei aber auch kein Hotelbetrieb, sondern ein Verfahren. Man warte dort auf einen Asylentscheid. Man versuche, dass diese schwierige Wartezeit möglichst gut erlebt werde.