Worum geht es? Als erster Deutschschweizer Kanton will Basel-Stadt den gesetzlichen Gleichstellungsauftrag und das Diskriminierungsverbot ausweiten. Dies hat das Basler Parlament, der Grosse Rat, am Mittwoch mit grossem Mehr entschieden. Bisher hat sich der Gleichstellungsauftrag auf Frauen und Männer bezogen, neu soll dieser nun auch für lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intersexuelle (LGBTI) Menschen gelten. Das neue Gleichstellungsgesetz verbietet und sanktioniert auf der einen Seite die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer geschlechtlichen und neu auch sexuellen Identität. Darüber hinaus soll es den Rahmen setzen für einen Ausbau des Beratungsangebots für LGBTI-Menschen.
Weshalb gab es im Vorfeld Kritik? Frauenrechtlerinnen befürchten, mit dem neuen Gesetz gehe die Gleichstellung der Frau vergessen. Eine Gruppe um die ehemalige Nationalrätin Margrith von Felten (SP) betonte, im neuen Gesetz spiele die Sicht der Frauen überhaupt keine Rolle. Die Bedürfnisse queerer Personen seien durchaus gerechtfertigt, betont von Felten. Doch das sei keine Legitimation, dass man die strukturelle Ausgrenzung von Frauen völlig aus dem Blick verliere. Die Debatte um das neue Gesetz wurde im Vorfeld teils heftig geführt, worauf die vorberatende Kommission des Grossen Rats den Gesetzestext leicht anpasste.
Wie verlief die Debatte? «Es handelt sich um einen besonderen Moment, im Parlament dieses Gesetz beraten zu dürfen», sagte die zuständige Kommissionspräsidentin Barbara Heer (SP) zum Auftakt der Debatte. Es komme leider immer noch zu Diskriminierung von LGBTQ-Menschen. Deshalb sei dieses Gesetz auch nötig. Dies sah eine Mehrheit des Parlaments gleich.
Fleur Weibel (GAB) betonte, das Gesetz würde keine Verliererinnen hinterlassen. Alle profitierten davon, auch Mann und Frau. «Es ist ein grosser Schritt, weil es eben nicht nur um Frauen und Männer geht», sagte Michela Seggiani (SP) und Johannes Sieber (GLP), der im Namen der queeren Gemeinschaft redete, hielt fest: «Dies ist ein Meilenstein für unsere Gleichstellung.»
SP, das Grün-Alternative Bündnis GAB, GLP und FDP stimmten geschlossen für die Gesetzesänderung.
Und was sagten die Gegnerinnen und Gegner? In der Debatte gab es nicht nur Kritik aus Sicht der Feministinnen, sondern ganz generell: «Die Vorlage widerspricht der Kantons- und Bundesverfassung», sagte Daniel Albietz (Mitte) und ergänzte: «Laut Verfassung gibt es keine anderen Geschlechter ausser Mann und Frau. Weshalb solle Basel-Stadt nun das Rad neu erfinden?» Es brauche deshalb kein neues Gesetz.
«Das Gesetz will die Stütze unserer Gesellschaft, die Familie, auflösen», monierte Beat Schaller (SVP) und sprach von «Genderschwachsinn», der hier betrieben werde. Gegen das Gesetz stellten sich neben der SVP Teile der LDP und Mitte.
Am Ende sprach sich jedoch eine klare Mehrheit von 69 gegen 15 Stimmen bei 2 Enthaltungen für das neue Gesetz aus.
Wie geht es jetzt weiter? Noch ist offen, ob Gegnerinnen und Gegner das Referendum gegen den Beschluss des Parlaments ergreifen. Falls dies geschieht, dürfte die Stimmbevölkerung über das neue Gleichstellungsgesetz entscheiden. Möglich ist auch, dass andere Kantone nachziehen und eine ähnliche Gesetzesanpassung vornehmen.