- Der Kanton Basel-Stadt weitet den Begriff der Gleichstellung aus.
- Das neue Gleichstellungsgesetz wird auch auf LBGTQI+-Personen ausgerichtet.
- Frauen und Männer werden im neuen Gesetzestext aber explizit erwähnt.
«Basel-Stadt ist der erste Deutschschweizer Kanton, der sein kantonales Gleichstellungsgesetz ausweitet», sagt Barbara Heer nicht ohne Stolz. Sie ist die Präsidentin der vorbereitenden Kommission für das neue Gesetz.
«Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Gesetz einen grossen Schritt vorwärtsmachen können», sagt Heer. «Einen Schritt in Richtung Gleichstellung von Frauen und Männern und in Richtung Gleichstellung von LBGTQI-Menschen.»
Ein Gleichstellungsgesetz, welches auch queere Menschen explizit gleichstellt, gibt es bisher nur in Genf. Alleine ist Basel aber auch in der Deutschschweiz nicht. «Bern hat seine Fachstelle für Gleichstellung angewiesen, den Auftrag zu erweitern», sagt Heer. Allerdings habe man das dort nicht in ein Gesetz gegossen.
Gendervielfalt wird am Frauenstreik von Jahr zu Jahr sichtbarer
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Bild 1 von 7Legende: Am Frauenstreik 1991 ging es in Basel ausschliesslich um Frauen. Geschlechtervielfalt war damals kein grosses Thema. Keystone/Michael Kupferschmidt
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Bild 2 von 7Legende: Am Frauenstreik 2019 fordert eine Baslerin «equality» und malt ein Frauen- und ein Männerzeichen auf das Protestplakat. Keystone/Georgios Kefalas
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Bild 3 von 7Legende: Drei Jahre später wird aus «equality» der Wortteil «all» herausgestrichen und ein «l» dazu getan. Anstatt der Zeichen für Mann und Frau ist das Zeichen für Geschlechtervielfalt auf dem Plakat. Keystone/Georgois Kefalas
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Bild 4 von 7Legende: Bereits 2021 gab es am Frauenstreik nicht nur das Frauenzeichen, sondern auch jenes für Geschlechtervielfalt. Keystone/Georgios Kefalas
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Bild 5 von 7Legende: Am Frauenstreik identifizieren sich viele in Basel auch mit dem Genderstern. Dieser steht für die Geschlechtervielfalt. Keystone/Georgios Kefalas
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Bild 6 von 7Legende: Zuerst redeten alle vom «Frauenstreik»,... Keystone/Georgios Kefalas
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Bild 7 von 7Legende: ... vermehrt benutzten viele später in Basel auch den Ausdruck «feministischer Streik». Keystone/Georgios Kefalas
Im neuen Basler Gesetzestext zur Gleichstellung findet sich auch die queere Community wieder. Im aktuell gültigen Gesetz von 1995 ist nur die Rede von Frauen und Männern. Dass Frauen in einer ersten Fassung nicht mehr explizit erwähnt worden sind, führte zu Kritik bei einigen Feministinnen.
Mittlerweile fühlen sich die Kritikerinnen von einst zumindest erhört. Ob sie dem Gesetz zustimmen oder es bekämpfen werden, sei aber noch nicht klar, sagt Erika Paneth von «Frauenrechte beider Basel». «Wir müssen den 88-seitigen Bericht und das Gesetz studieren und besprechen.» Dies werde in den nächsten Tagen geschehen.
Dass Basel die neue Gangart nicht nur anwenden, sondern in ein Gesetz giessen wolle, hat Gründe.
So soll das Basler Gleichstellungsgesetz werden
Mit dem Gesetz besteht beispielsweise eine rechtliche Grundlage, um Organisationen zu unterstützen, die queeren Menschen hilft. Zudem ist der Kanton nun verpflichtet, die Gleichstellung von LGBTQI+-Menschen voranzutreiben.
Jedes Problem könne damit aber nicht gelöst und auch nicht jede Fragestellung beantwortet werden, sagt Kommissionsmitglied David Jenny. «Beispielsweise muss man nicht wegen des Gesetzes eine dritte Umkleidekabine auf dem Sportplatz bauen.» Zudem blieben im übergeordneten Bundesgesetz die Begriffe Frau und Mann bestehen.
Nicht alle Hürden genommen
Ob das Gesetz auch tatsächlich in Kraft tritt, ist noch nicht sicher. Zuerst muss es im Parlament angenommen werden. Zudem kann es mit einem Referendum bekämpft werden.
Allerdings hat die Kommission von Heer und Jenny bereits viele Gruppen und Organisationen angehört und einen Kompromiss ausgearbeitet. Es ist also bereits vieles davon ins Gesetz geflossen, was zuvor für Kritik gesorgt hat.